Alpenheim – Heimat für Gäste aus nah und fern

01.04.2012 | Erich Gmünder
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Elisabeth Bosshard-Graf mit Hündin Mona vor dem Alpenheim an der Gremmstrasse. Fotos: EG

Der Besuch wird erst einmal freudig begrüsst von der Appenzeller Mischlingshündin Mona. Zu den Bewohnern gehören auch Kater Azzurro und die vier weissen, indischen Laufenten. «Bei mir haben alle Tiere eine Aufgabe: Mona als treue Wächterin, Azzurro als Mauser, und die Enten sind für die Schnecken zuständig. Und gleichzeitig sind sie die besten Therapeuten. Manche Gäste vergessen ihre Sorgen, wenn sie die Hündin oder den Kater streicheln oder den Enten im Weiher zuschauen», erzählt Elisabeth Bosshard, während sie uns durch das bald 300-jährige Appenzeller Haus führt, das gleichzeitig ihr Wohn- und Arbeitsplatz ist.

Für die Menschen da sein

Elisabeth Bosshard, Jahrgang 1945, wäre gerne Hauswirtschaftslehrerin oder Kindergärtnerin geworden. Sie gehorchte jedoch dem Vater und absolvierte eine Lehre als Textilverkäuferin. Glücklich wurde sie dabei nicht. Die Menschen waren ihr wichtiger als die gerade aktuelle Mode. Nach einem Sprachaufenthalt in Genf übernahm sie eine Abteilung mit zehn zum Teil pflegebedürftigen Menschen im Altersheim «Maiengarten» im zürcherischen Gündlikon.

Die Erfahrungen in der Alterspflege kamen ihr zugute, als sie 1982 zusammen mit ihrem damaligen Mann die Pension Alpenheim von ihren Eltern übernahm. Denn zu den Gästen gehören immer wieder auch Patienten der Teufner Kliniken, die im Notfall auf ihre Hilfe zählen können («Ein Stück Schokolade für Mary», Tüüfner Poscht 10/2011).

Aus Fremden wurden Freunde

Die Einträge in den Gästebüchern zeugen von der Wertschätzung für die Gastgeberin, die für viele zur Freundin wurde. Die Gäste kommen aus aller Welt für Ferien oder geschäftlich ins Appenzellerland. Kürzlich beherbergte sie gar ein St. Galler Ehepaar, dessen Wohnung umgebaut wurde.

Elf Zimmer, jedes individuell gestaltet, sowie ein 2,5-Zimmer-Appartement unterm Dach und ein neues Studio mit Ausgang zum Garten strahlen Behaglichkeit aus – Blick auf den Alpstein inklusive. Und dies zu Preisen ab Fr. 60.– im einfachen «Budget»- Einzelzimmer bis Fr. 150.– im Appartement, reichhaltiges Frühstück inbegriffen.

Nachtessen kocht sie nicht mehr; die Gäste können jedoch gratis die Gästeküche benützen und sich selber etwas zubereiten. Die Pension hat eine Auslastung von 60 Prozent, was für dieses Segment überdurchschnittlich ist.

NachfolgerIn gesucht

Mit der dritten Generation endet wohl die Familiengeschichte des Alpenheims. Da Sohn Markus und Tochter Beatrice nicht in ihre Fussstapfen treten wollen, streckt Elisabeth Bosshard sachte die Fühler aus. Am liebsten würde sie das Haus jemandem verkaufen, der oder die es wieder zum Zentrum ihres Lebens machen würde.

www.pension-alpenheim.ch

 

Chronik: Das Alpenheim

1730 ca. Bau als Bauernhaus.

1930 Die Grosseltern Marie und Werner Graf- Gautschi kaufen die Liegenschaft und errichten darin die Pension Alpenheim. Anstelle der ehemaligen Scheune entsteht eine Sonnenterrasse

1947 Die Eltern Hilde und Werner Graf-Bucher übernehmen die Pension. Schrittweise Sanierung, Zentralheizung und Lavabo in jedem Zimmer. Pensionspreis: Fr. 7.50 pro Nacht inkl. Vollpension! Sie führen auch den Villars- Laden im Haus.

1982 Elisabeth Bosshard-Graf als ältestes der vier Kinder übernimmt die Pension. Abbruch und Neubau des Frühstückraumes, Ausbau Komfortzimmer mit Dusche und WC, neue Gästeküche, Appartement und Deluxe-Doppelzimmer.

 

Stephen Braddock präsentiert eine Plakette von Gret Zellweger, welche jeweils als Willkommgruss an seiner Zimmertüre hing.

«Ich weiss jetzt, was Heimat ist»

Der Amerikaner Stephen Braddock kam vor 10 Jahren ins Alpenheim, als er sich in einer Teufner Klinik behandeln liess – und ist schliesslich im Appenzellerland hängen geblieben. Fast acht Jahre lang dauerte die intensive Behandlung, alle drei Monate wohnte er vier Wochen in der Pension – insgesamt rund zwei Jahre lang.

2010 nahm er in Stein – mit bester Sicht auf Teufen – festen Wohnsitz, und trat in den Männerchor Tobel sowie ins Heimatchörli ein. Momentan besucht er fleissig Deutsch- und Dialektunterricht und will das Schweizer Bürgerrecht erwerben. Nicht zuletzt aus Dankbarkeit: Dank dem Alpenheim, dank Elisabeth und ihren tierischen Freunden sei er gesund geworden an Leib und Seele.

«Und dank ihr weiss ich jetzt, was Heimat ist», sagt der in Seattle aufgewachsene Amerikaner.

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