Beat Bachmann und Reto Altherr im Kreuzverhör

03.07.2016 | Erich Gmünder
Doppelinterview Altherr Bachmann (47)
Doppelinterview Altherr Bachmann (47)
Die beiden Kandidaten Reto Altherr, FDP (links) und Beat Bachmann, parteiunabhängig. Fotos: Erich Gmünder

Interview: Alexandra Grüter-Axthammer und Erich Gmünder

Die beiden Kandidaten für die Wahl des Gemeindepräsidenten vom 25. September stellten sich der Tüüfner Poscht zum Gespräch. Während anderthalb Stunden beantworteten sie geduldig auch knifflige persönliche Fragen von Alexandra Grüter-Axthammer und Erich Gmünder.

Es ist bald Ferienzeit – wohin zieht es Sie?

Beat Bachmann: Wir haben im Sinn, eine Woche in die Ferien nach Sardinien zu gehen, zu Kollegen auf einen Zeltplatz. Ferien bedeuten für mich gemütliches Beisammensein, ausklinken und das Leben geniessen.

Reto Altherr: Uns zieht es wieder in die Heimat meiner Frau, das Engadin, wo wir das Familienleben geniessen. Und dann gehen wir ein paar Tage ins Tessin. Es ist mir immer ein Anliegen, dass wir von Zeit zu Zeit eine Schweizerreise machen.

Wo tanken Sie im Alltag auf?

RA: Auftanken im Alltag kann ich vor allem in der Familie, aber auch Sport ist für mich sehr wichtig zum Auftanken und Ablenken. Das sind Momente, wo ich wirklich ausspannen und abschalten kann.

BB: Für mich ist es im Sommer die Arbeit im Garten und im Winter das Pfaden. Ich finde auch Abstand zum Beruf, indem ich mich beim FC oder politisch engagiere, das ist für mich ein Ausgleich in einer völlig anderen Materie als das, was ich im Geschäft mache.

Wie gehen Sie mit beruflichen und politischen Belastungssituationen um?

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BB: Wie ich schon mehrfach gesagt und geschrieben habe: Ich bin Unternehmer, und da gehört es dazu, dass es Zeiten gibt, wo es strenger ist. Der Tag hat 24 Stunden und allenfalls gibt es halt noch die Nacht dazu. Das ist das Los eines Unternehmers, aber auch wieder das Schöne, dass man dann einmal an einem Tag ausspannen kann, wo andere fix ihrem Beruf nachgehen müssen.

RA: Wenn man sich körperlich bewegen und abschalten kann, bewirkt das Wunder. Ich mache Sport, gehe aufs Velo, im Sommer auf das Bike, im Winter auf den Hometrainer und nach einer Stunde sieht die Welt wieder ganz anders aus. Und sonst bin ich auch gerne draussen.

BB: Für mich ist dann vor allem das Gespräch wichtig, dass ich mich austauschen kann. Da kann ich mir am meisten Kraft holen, ein Stückweit abladen, bekomme aber auch andere Sichtweisen mitgeteilt, das hilft mir sehr in solchen Situationen.

Das Amt ist ja dann auch nochmals eine grössere grössere Belastung. Warum tun Sie sich das an?

BB: Wie ich auch in meinem Steckbrief geschrieben habe, bin ich 10 Jahre lang in der GPK gewesen. Dort habe ich einfach feststellen müssen, dass die Strukturen wirklich nicht mehr stimmen, und ich glaube, ich bringe das nötige Knowhow mit, das man braucht, damit man die Strukturen möglichst schnell angehen und bereinigen kann und wir nachher wieder eine Gemeinde haben, wo man vorwärts arbeiten kann.

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RA: Ich bewege, ich organisiere gerne mit Leuten, ich erreiche gerne mit Leuten ein Ziel. In Teufen, da bin ich aufgewachsen, das ist mein Lebensmittelpunkt und das Dorf liegt mir sehr am Herzen. In Teufen stehen in den nächsten paar Jahren grosse Entscheide an, und da könnte ich meinen Teil dazu beitragen, um das zu realisieren, und das ist natürlich eine grosse Motivation.

Und der Lohn von immerhin 156‘000 Franken für ein 80-Prozent-Amt, ist das auch ein Anreiz?

RA: Also ich mache es nicht aus finanziellen Gründen.

BB: Der Lohn ist mittlerweile teuerungsbedingt sogar 162‘000 Fr. plus 6‘000 Spesen. Ich habe mich in der GPK, als man dann gewusst hat, dass es einen Rücktritt gibt, dafür verwendet, dass man den Lohn wieder auf 156‘000 herunterfährt, damit bin ich aber nicht durchgedrungen. Ich finde auch, es sollte nicht relevant oder die Motivation sein, dass man Geld verdient, sondern dass man sich wirklich für die Gemeinde einbringt.

Beat Bachmann, Sie haben an dem Abend, als Sie über Ihre berufliche Laufbahn berichteten, mehrfach gesagt: «Das ist nicht meine glücklichste Zeit gewesen». Z.B. als Sie sich von einem Partner getrennt haben.

BB: Ja, wir sind zwei Alphatierli gewesen, der eine eher im administrativen Bereich, der andere eher im Frontbereich, und das kann zu Spannungen führen. Die Hauptspannung hat darin bestanden, dass vielleicht der administrative Bereich eher weniger im Rampenlicht gestanden ist und dabei eher gelitten hat. 1999 bis 2005, insgesamt sechs Jahre waren wir beisammen. Dann kam die Trennung. Wir mussten zur Erkenntnis kommen, dass es nicht zwei Chefs geben kann. Wir hatten eine 50:50-Beteiligung, und das ist eigentlich generell schlecht, aber das weiss man immer erst im Nachhinein; wenn das jemand im Voraus gesagt hätte, hätten wir geantwortet, das stimmt nicht, bei uns funktioniert’s.

Aber Sie haben nicht nur einmal gesagt, das sei nicht Ihre glücklichste Zeit gewesen.

BB: Das andere war der Entscheid, nach Wil zu gehen, die Zusammenlegung. Man hat Abmachungen getroffen im Vorfeld, die nachher einfach nicht eingehalten wurden. Und wie gesagt, wenn Sie ein Alphatierchen sind, dann können Sie vielleicht einen Moment lang ruhig sein, und irgendwann führt das unweigerlich zu Friktionen.

Sie sind ein Alphatierchen, heisst das?

BB: Ich glaube, das darf ich sagen, ja.

Doppelinterview Altherr Bachmann (64)

Reto Altherr: Sind Sie immer glücklich gewesen im Beruf oder gab es auch Zeiten, wo Sie sagten, das ist jetzt auch nicht meine glücklichste Zeit gewesen. Oder haben Sie immer versucht, positiv zu sehen?

RA: Nein, das hat es natürlich selbstverständlich auch gegeben, in 38 Jahren. Es gab eine Phase, als der Entscheid fiel, das Service Center St.Gallen nach Zürich zu verlegen. Das war eine belastende Zeit. Alle Mitarbeiter hatten zwar wohl einen Arbeitsplatz zugesichert erhalten, aber es ist klar, wenn Sie am Standort St.Gallen arbeiten und im Appenzellerland oder Richtung Wil wohnen, ist das kein Problem. Aber ich hatte auch Mitarbeiter aus dem Rheintal. Für sie wurde es sehr schwierig. In dieser Zeit habe ich einen Grossteil der Leute verloren, die haben zum Glück alle bei anderen Unternehmen eine Anstellung gefunden, das mochte ich ihnen gönnen.

Wenn viele Leute, die teilweise jahrzehntelang dabei waren, weggehen, dann ist das schon belastend. Mit der Equipe, die geblieben ist, haben wir uns in Zürich etabliert, da sehen wir uns oft schon am frühen Morgen im Zug.

Jetzt pendeln Sie also, das ist auch nicht immer lustig?

RA: Ich habe mich eigentlich gut daran gewöhnt. Im Zug kann man gut lesen, ich kann im Zug Sachen für mich vorbereiten. Klar, am Morgen geht es relativ früh los, da ist natürlich die Konsequenz, dass man am Abend strenger mit sich sein und früher schlafen gehen muss.

Also das wäre ein schöner Nebeneffekt im Falle einer Wahl: Am Morgen ein kurzer Spaziergang ins Büro im Dorf?

RA: (schmunzelt) Absolut, das wäre etwas ganz Neues, das kenne ich bis jetzt nicht.

Ganz grundsätzlich, was bedeutet für Sie Glück?

BB: Glück ist für mich, wenn ich zuhause bin, wenn ich die Familie anschaue, unsere Beziehung, die mittlerweile 34 Jahre anhält, und wenn man am Schluss sieht, dass beide Kinder sauber und gerade herausgekommen sind, dann hat man das Ziel erreicht.

RA: Glück ist, wenn es meiner Familie gut geht, und zufrieden sein.

Jetzt wollen Sie beide das Glück in der Politik versuchen, als Politprofi. Gemeindepräsident ist ja nicht ein Ehrenamt wie beispielsweise GPK-Mitglied oder Kantonsrat. Weshalb trauen Sie sich dieses Amt zu?

RA: Im Laufe der Zeit durfte ich sehr viele Führungserfahrungen sammeln, sei das im Beruf, sei das im Sport, sei es im Militär, aber auch in der Politik. Im Kantonsrat durfte ich sehr viele tiefe Einblicke gewinnen und durfte auch viel lernen. Dank diesen Erfahrungen, zusammen mit der Kenntnis des Appenzellerlandes und von Teufen, traue ich mir zu, die anstehenden Probleme, zusammen mit den Kolleginnen und Kollegen vom Gemeinderat, an die Hand nehmen und lösen zu können. Das ist aber eine Zusammenarbeit, das ist keine One-Man-Show.

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BB: Wie gesagt, seit ich 20 bin, bin ich mehr oder weniger politisch tätig in Teufen. Gemeindepolitik ist mir immer sehr am Herzen gelegen, ich habe angefangen als Parteimitglied, habe später verschiedene Initiativen gestartet und auch erfolgreich durchgebracht. Ich habe bereits um das Jahr 2000 herum erreicht, dass die Gemeindestrukturen reformiert worden sind. Mir liegt Teufen am Herzen, und ich musste in der letzten Zeit leider feststellen, dass die Führung ein Stückweit fehlt. Ich glaube, aufgrund meiner Dossierkenntnis bin ich prädestiniert – aber wie Reto sagt, ich kann das nicht alleine machen – die Gemeinde weiterzubringen. Das muss in Zusammenarbeit passieren, da biete ich auch Hand dazu.

Auch in der GPK sind wir nicht immer einstimmig gewesen, aber man hat probiert, sich zu einem Konsens durchzuringen, damit man am Schluss mehrheitsfähige Entscheide gehabt hat. Und das finde ich auch wichtig in so einem Gremium, dass man aufeinander zugeht, aber doch irgendwie ein Ziel angeht.

Beat Bachmann, was würden Sie besser machen als Ihr Vorgänger?

BB: Walter Grob hat vielfach die Aussage gemacht, er sehe sich als Primus inter Pares, der Erste unter Gleichen. Ich glaube, das darf man als Chef nicht sein. Man muss halt ein Stückweit die Chefrolle wahrnehmen, man muss führen, selbstverständlich die anderen mit einbinden, aber man darf sich am Schluss nicht quasi hinter einem Gremium verstecken, man muss hinstehen, im Positiven wie im Negativen.

(Aufgrund des Rückzugs der Kandidatur von Beat Bachmann entfällt die Fortsetzung dieses Interviews. Wir danken für Ihr Verständnis. Redaktion Tüüfner Poscht).

 

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