Sich berühren lassen von der Kargheit

04.04.2014 | Erich Gmünder
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Noch bis zum 13. April dauert die Ausstellung, welche die Entstehung der Kunstedition anhand von Bildstreifen entlang der Wände des Erdgeschosses im Zeughaus dokumentiert. Fotos: EG

Karg ist das Leben auf den irischen Aran-Inseln, wo Walter Angehrn, der in Teufen ein Atelier unterhält, 2003 sechs Wochen Auszeit verbrachte. Ob es diese Kargheit war, welche ihn berührte, oder einfach ein spontaner Einfall, Spuren zu hinterlassen, der ihn dazu bewegte, am Ende seines Aufenthalts einen Kübel gelbe Acrylfarbe zu kaufen und drei der Millionen von Steinen zu bemalen?

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Alles andere als karg war die Publikumskulisse, wobei auswärtige Besucherinnen und Besucher in der Überzahl waren.

Die drei gelben Markierungen sind inzwischen durch die Natur, durch Sonne, Regen und Wind gebleicht worden. Zweimal kehrte der Künstler zurück und dokumentierte mit seiner Kamera den Verwitterungsprozess. Irgendwann entstand die Idee, daraus ein Buch zu gestalten. Zusammen mit Versen des katalanischen Dichters Ernest Farrés und der künstlerischen Gestaltung durch Roland Stieger (Teufen) entstand ein Gesamtkunstwerk, das am Freitagabend an einer Vernissage im Zeughaus der Öffentlichkeit vorgestellt wurde.

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Heimliche Aktion

Wie es dazu kam, erzählte der ehemalige Hausarzt, der vor sieben Jahren seine Praxis in St. Gallen aufgab und seine Leidenschaft, die Malerei, zum Beruf machte, dem Teufner Journalisten Hanspeter Spörri. Ganz wohl sei es ihm bei seiner Aktion auf der sehr einsamen Insel nicht gewesen, gestand er. Er habe sich immer wieder umgeschaut, ob ihn niemand bei dieser Aktion sehe, und die verräterischen Acrylspritzer auf der Regenjacke habe er später mit Fleckenentferner zu beseitigen versucht.

2008, nach 5 Jahren kehrte er erstmals auf die Insel zurück und vergewisserte sich, ob die Geländemarkierungen noch vorhanden seien. Tagelang streifte er durch die Insel, bis er alle wieder gefunden hatte. In einem Fall war die Markierung fast überwachsen und musste erst von Wildblumen befreit werden.

Drei Jahre später, 2011, kehrte Walter Angehrn nochmals zurück, diesmal mit der Absicht, die inzwischen reichhaltige fotografische Dokumentation in einem Buch zu verewigen. Ihm fehlte aber eine textliche Entsprechung zu seinen Bildern. Hunderte Bände mit Lyrik habe er gewälzt, bis er endlich auf den katalanischen Dichter Ernest Farrés stiess.

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Nun kam Roland Stieger ins Spiel. Der Buchgestalter und Mitinhaber der St. Galler Agentur TGG, erzählte, wie er die Idee umsetzte, die beiden Elemente Bild und Text in einem Doppelband zu vereinigen, ohne dass sie ihr Eigenleben aufzugeben hatten.

Beide Bände sind wie siamesische Zwillinge in der Mitte zusammengewachsen, lassen sich aber unabhängig voneinander aufschlagen, so dass sich jedes Bild beliebig mit jedem Vers kombinieren lässt.

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Die Herausgabe wurde ermöglicht durch die VGS Verlagsgenossenschaft St. Gallen und namhafte Unterstützung durch die Kulturförderung des Kantons Appenzell AR sowie die Kulturkommission der Gemeinde Teufen. Christine Spring (Teufen), Vorstandsmitglied der VGS durfte eine grosse Besucherschar begrüssen.

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Weil der Dichter nicht persönlich anwesend sein konnte, las Walter Angehrn abwechselnd mit einer jungen Katalanin die Verse im Original und der deutschen Übersetzung. Musikalisch umrahmt wurde der Abend mit irischen Weisen und einem betont karg gehaltenen Apéro „bei Wasser und Brot“ und einem Glas Wein.
Erich Gmünder

land marks, Ausstellung, Zeughaus Erdgeschoss, Montag bis Freitag 11–14 und 16–19 Uhr; Samstag/Sonntag 11–17 Uhr, bis 13. April

land marks, Kunstedition, VGS Verlagsgenossenschaft St. Gallen, Walter Angehrn, Ernest Farrés, 2 x 80 S., Fr. 48.–

www.walterangehrn.ch 

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Walter Angehrn hatte viel Arbeit mit Signieren seines Buches.

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