Bildbericht: Erich Gmünder
„Stopp“, ruft der Instruktor – und auf das Zeichen gilt es, das Fahrrad mit Vorder- und Hinterbremse so zu stoppen, dass ein sicherer Stand erreicht wird.
Gar nicht so eine einfache Sache, das kontrollierte Bremsmanöver, doch eine der wichtigsten Techniken, welche das Dutzend Asylsuchende an diesem Vormittag auf dem Parkplatz der katholischen Pfarreizentrums im Stofel lernen.
Dazwischen geht es immer wieder für kurze Zeit in den Theoriesaal, wo Hannes Kurz von der IG Pro Velo und praktizierender Arzt in Trogen, die hierzulande gültigen Verkehrsregeln erklärt und über einen sicheren Fahrstil aufklärt.
Dann geht es wieder zurück auf den Parcours, wo die Theorie in die Praxis umgesetzt wird.
Am Morgen wurden die Fahrräder an die jeweilige Körpergrösse angepasst. Jeder Asylsuchende erhielt ein Fahrrad zum Gebrauch.
Maya Leu hatte in der letzten Tüüfner Poscht dazu aufgerufen, nicht mehr gebrauchte Fahrräder zu spenden. Dank weiterer Aufrufe im Facebook und persönlicher Kontakte kam bereits eine ansehnliche Zahl zusammen, und via Ricardo wurden weitere Zweiräder günstig erworben. „Velospenden sind weiterhin willkommen, da erst ein Teil der Asylsuchenden ein Velo entgegennehmen konnte“, sagt Maya Leu.
In der Garage wurden diese gesammelt und am Vortag auf ihre Fahrtüchtigkeit geprüft, wobei Asylsuchende mithalfen.
Als Abschluss der Aktion fährt die ganze Gruppe am Samstag nach Bühler – Gais und nach Lustmühle, damit die einzelnen Schüler ihren Schulweg aus der Velo-Perspektive kennenlernen und auf die Gefahrenpunkte (z. B. Bahnhofkreuzung Teufen) aufmerksam gemacht werden können.
Fahrrad als Integrationshilfe
Die Idee zu der Aktion hatte Maya Leu, welche sich seit Jahren für die Integration von Flüchtlingen engagiert und im St. Galler Solidaritätsnetz mitmacht. Da die meisten Asylsuchenden auf Nothilfe angewiesen sind, fehlt ihnen das Geld für ein Bahnbillet, um die Sprachkurse zu besuchen.
Zusammen mit Eric Petrini setzte sie die Idee in die Tat um. Dahinter steht der Runde Tisch „Flüchtlinge und Asylsuchende im Rotbachtal“, wo sich die Vertreter der Landeskirchen von Teufen und Bühler, der FEG aus Gais und weitere Interessierte engagieren.
Dank dem Fahrrad erhalten die Flüchtlinge ein günstiges Transportmittel – und ein Stück Unabhängigkeit.
[grauer-kasten title=“Nothilfe:“ text=“Eine Einzelperson erhält 8 Fr. im Tag, ein Ehepaar 12 Fr., eine Familie mit einem Kind 15 Fr., eine Familie mit zwei Kindern 17 Fr. pro Tag.“ ]
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