20.03.2016

„Den Menschen zeigen: Wir haben euch nicht vergessen“

Palmsonntag ganz im Zeichen des Hilfskonvois.

Palmsonntag 2016 Stofel Ueli Schleuniger (62)

Der Palmsonntagsgottesdienst in der Pfarrei Teufen-Bühler-Stein stand ganz im Zeichen der Flüchtlingshilfe in Kurdistan. Auf Boxen und Paletten mit Hilfsgütern, die nach Ostern mit dem zweiten Hilfskonvoi nach Nordirak reisen, berichtete der Teufner Ueli Schleuniger über seine Erfahrungen beim ersten Besuch in einem der Flüchtlingslager.

In zehn Tagen, kurz nach dem Osterfest, startet der zweite Hilfskonvoi mit drei türkischen Lastwagen nach Dohuk, wo die Hilfsgüter der Pfarrei unter Aufsicht einer Delegation aus dem Rotbachtal verteilt werden.

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Ueli Schleuniger hatte bereits den ersten Konvoi begleitet, der allerdings erst verspätet eintraf. Er schilderte im Gespräch mit Pfarreileiter Stefan Staub das Flüchtlingselend in der Autonomen Region Kurdistan (5 Millionen Einwohner), die sich mit den 2 Millionen Flüchtlingen ziemlich überfordert und alleingelassen fühlt.

Als Sofortmassnahme startete die Pfarrei deshalb nach seiner Rückkehr einen weiteren Spendenaufruf, dank dem vor Ort die dringendsten Nahrungsmittel gekauft und damit wenigstens bei einem Teil der Flüchtlinge die Folgen des Nahrungsmittelmangels vorübergehend etwas gemildert werden können.

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„Zu klagen, dass Europa überrannt wird von Flüchtlingen, ist uns zu dumm. Auch wenn es nur ein Tropfen ist auf den heissen Stein: Wir gehen dorthin, um diesen Menschen, seien es Christen, Jesiden oder Moslems, zu zeigen, wir haben euch nicht vergessen“, sagte dazu Stefan Staub.

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Ueli Schleuniger, der bereits letzten Herbst einige Wochen auf der Insel Lesbos bei der Aufnahme von Bootsflüchtlingen aus der Türkei half, erinnerte daran, dass allein auf dieser Route seit anfangs dieses Jahres gegen 100 Menschen, davon rund die Hälfte Kinder, ertrunken sind, und bat um eine Gedenkminute. Sichtlich von Emotionen übermannt wurde der freiwillige Flüchtlingshelfer, als er für seinen engagierten, ehrenamtlichen Einsatz einen grossen Applaus erhielt.

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Der Palmsonntag begann mit der Segnung der Palmen im Freien vor der Kirche.

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Danach folgte der Einzug, musikalisch begleitet und angeführt von der Indio-Musikgruppe Kallpa.

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Anstelle von Fürbitten legten die Gläubigen auf dem roten Tuch vor dem Altar ein Steinkreuz – Steine sinnbildlich für die Lasten, die alle tragen, aber auch als Baumaterial, um daraus wieder etwas Neues zu bauen, wie Stefan Staub erklärte.

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Im Anschluss gab es für alle frische Dürüm von Ahmet Bagatarhan, dem türkischen Kurden, der bei der UBS den Kebap-Stand betreibt.

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Für viele unter den älteren Kirchenbesuchern war es das erste Mal im Leben überhaupt, dass sie das vor allem bei den Jungen beliebte Speise probierten  – vorerst noch etwas skeptisch. Danach waren alle des Lobes voll.

Erich Gmünder

2 Kommentare

  1. Eduard Brun

    01.04.2016 / 02:07 Uhr

    Wegen eines vorübergehenden, doch monatelang dauernden körperlichen Hindernisses, konnte ich beim Bereitstellen des zweiten Hilfskonvois nicht mithelfen. Ich verfolgte aber das einzigartige, spontane und überwältigende Engagement für das Flüchtlingselend in der Autonomen Region Kurdistan. Eine ausgezeichnete Idee wurde in eine selbstlose und kühne Tat umgesetzt! Ein tapferes Werk der christlichen Nächstenliebe entstand aus freiem und von ganzem Herzen. Eine Gemeinschaft von Planern, Beratern und Helfern arbeitete Hand in Hand. Ihnen allen gebührt ein grosses Kompliment und ich winde ihnen ein Dankeskränzchen! Ein schier unmögliches Vorhaben ist gelungen und wird in die kirchliche Geschichte von Teufen eingehen.

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  2. R.K.Conrad

    20.03.2016 / 21:32 Uhr

    Bravo, Stefan Staub und Ueli Schleuniger, für Ihre aufopfernde und selbstlose Hilfe in den Kriegsregionen! "Taten statt Worte" verdient eine Anerkennung auch höheren Orts!

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