Bildbericht: Erich Gmünder
Er wurde als historisches Ereignis gefeiert: Der erste Spatenstich für den Bahntunnel im Riethüsli, das Herzstück und Schlüsselprojekt der Durchmesserlinie. Dort, wo Ende 2018 die Appenzeller Bahn im Boden Richtung Stadt verschwindet, nahmen die Politiker am 4. April 2016 kurz nach zwei Uhr einen kleinen Spaten in die Hand und bepflanzten symbolisch ein Blumentrögli mit jungem Glücksklee.
Bevor die Vertreter der drei Kantone SG, AI und AR sowie der Stadt St. Gallen ihre Pflanzaktion starteten, beschworen sie in pathetischen Worten die Bedeutung dieses historischen Tages. Historisch nicht nur wegen der technischen Herausforderungen, für die man sich viel Glück wünschte, sondern auch für die Politik, welche die Finanzierung dieses Bauwerks zuammen mit dem Bund überhaupt erst möglich machte. So brauchte es dafür einen Landsgemeindebeschluss von Innerrhoden, zwei Kantonsratsbeschlüsse von St. Gallen und Appenzell Ausserrhoden sowie einen Entscheid des Stadtparlamentes.
Appenzell und St. Gallen rückten damit näher zueinander, wovon nicht nur die Pendler, sondern auch der Tourismus profitierten. So freute sich der Innerrhoder Landammann Daniel Fässler: „Mit dem Spatenstich ist man der Vision, in dreissig Minuten von Appenzell nach St.Gallen zu gelangen, einen grossen Schritt näher gekommen.“
Die Ausserrhoder Volkswirtschaftsdirektorin Marianne Kleiner wünschte sich, dass der erhoffte Umsteigeeffekt eintreffen möge und damit die Finanzierung auch langfristig lohne.
Sie bezeichnete den Tag und den Spatenstich „als einen der genialsten Momente in meiner ganzen Regierungstätigkeit“ – und korrigierte unter dem Gelächter des Publikums ihre Kollegin Patrizia Adam, Stadträtin aus St. Gallen, die im Zusammenhang mit dem Tunnel von einem „Bähnli“ sprach:
Wer zum historischen Ereignis einen Knalleffekt im Stile eines Roman Signers oder mindestens den Einsatz eines Presslufthammers erwartet hatte, wurde enttäuscht.
Auch Schaufel und Pickel kamen nicht zum Einsatz – wohl passend zum „Bähnli“ aber „Schüfeli“:
Die Organisatoren hatten bei der Endhaltestelle Riethüsli, wo dereinst die Bahn im Tunnel verschwindet, ein Blumenkistli hingestellt, wo die Politikerinnen und Politiker Glücksklee pflanzen durften.
Durchschlag im Sommer 2017
Während vorne die Politiker mit dem Schüfeli agierten, war im Hintergrund schweres Gerät im Einsatz, dort wo die Bohrungen für das Südportal des Tunnels in Angriff genommen werden. Dieser Tunnelabschnitt wird im Tagbau erstellt, deshalb gibt es für die Autos eine kleine Umfahrung, während der Bus durch das Wohnquartier umgeleitet umgeleitet wird. Im Juli starten die Bohrungen beim Nordportal, oberhalb der Oberstrasse. Im Innern wird der Tunnel mit Sprengungen erstellt. Mit dem Durchschlag wird im Sommer 2017 gerechnet.
Die Gesamtkosten für die Modernisierung der Appenzeller Bahnen belaufen sich auf der Infrastrukturseite auf 90 Mio. Franken. Zusätzlich werden 96 Mio. Franken in neue Züge investiert.
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