3.10.2017

Die Kinderkaufläden von Frieda Wick in Zürich

Grosse Welt ganz klein – zusammen mit Miniaturen aus West und Ost im Haus Appenzell.

Mit handwerklichem Geschick, künstlerischem Flair und unendlicher Geduld. Frieda Wick ihrem Atelier. Foto: zVg.


Erika Preisig

Das Haus Appenzell, Zürich zeigt vom 6. Oktober 2017 bis 28. April 2018 rund achtzig Kinderkaufläden aus der Sammlung der letzten Dezember verstorbenen Teufnerin Frieda Wick. Zusammen mit Miniaturen aus China – den Hairy Monkeys.

Mercerieladen, Albin Schönherr 1920, mit Miniatur-Kreuzstich und «Petite pointe» Arbeiten. Fotos: Erich Gmünder

Von den Vorbereitungen der nächsten grossen Ausstellung ihrer Läden waren Friedas letzte Lebensmonate erfüllt. Es stimmt traurig, dass diese nun zu einer Gedächtnisausstellung wird. Zur Erinnerung an eine talentierte Frau, die sich mit ihrer wunderbaren Sammlung einen Namen weit über ihren Tod hinaus erschaffen hat.

«Lädelifieber» im Pfarrhaus
Frieda Wick lebte mit ihrem Mann Niklaus zurückgezogen im ehemaligen katholischen Pfarrhaus. Lange Zeit wussten nur wenige von den wunderbaren Dingen, die sich hinter den Mauern verbargen, dass Frieda in jahrelanger, geduldiger Arbeit gegen hundert «Verkaufslädeli» erworben und originalgetreu rekonstruiert hatte.
Alles begann mit einem Zufallsfund an der Brocante. Frieda kaufte 2002 einen lädierten Spielzeugladen, begann ihn aufzurüsten und stattete ihn aus. Und rasch vermehrten sie sich, im Hause Wick brach ein richtiges «Lädelifieber» aus. Was es braucht an Geduld, handwerklichem Geschick und gestalterischem Flair, um einen Laden vom «Rohzustand» in ein solch reich ausgestattetes Kunstwerk zu verwandeln, lässt sich kaum vorstellen: Spezerei- und Stoffläden, Metzgereien, Bäckereien, Apotheken etc.

Gemischtwarenladen, Albin Schönherr um 1930.
Frieda und Niklaus Wick mit Kurator Roland Inauen (rechts) an der Vernissage im Museum Appenzell (Archivfoto: 2013).

Ausstellung im Museum Appenzell
Eines Tages wurde Roland Inauen, der Kurator des Museums Appenzell auf die Sammlung aufmerksam. Er war begeistert und organisierte 2013/14 die Ausstellung «Vechäufeliläde – Sammelstücke aus zwei Jahrhunderten». Frieda freute sich, ihr Werk der Öffentlichkeit in einem passenden Rahmen zugänglich zu machen. Die Besucher/-innen waren fasziniert und begeistert – es wurde die erfolgreichste Ausstellung des Museums.

Fleischerei, Hersteller unbekannt, um 1920.

Bei dieser unglaublichen Schaffenskraft erstaunt es nicht, dass Frieda Wick ihre handwerklichen Talente nicht nur im Massstab 1:12, sondern auch 1:1 zu nutzen wusste. Zum Beispiel im Garten oder beim Umbau ihres Hauses. Küche, Böden, Plattenbeläge, fast alles renovierte sie eigenhändig, im Team mit ihrem Mann, der sie auch bei der Restauration der Läden mit seinen Fertigkeiten (Drechsel- und Metallarbeiten, Boden- und Tapetenrestauration) unterstützte.

Materialwarenhandlung, Christian Hacker um 1895.


Haus Appenzell, Zürich, Grosse Welt ganz klein – Verkaufslädeli & Miniaturen aus West und Ost. Ausstellung vom 6. Oktober 2017 bis 28. April 2018. www.hausappenzell.ch  

 

Frieda Wick-Willi, 8.3.1952 – 18.12. 2016

Frieda Wick wurde am 8. März 1952 in Mels geboren. Sie besuchte dort die Volksschulen und in Sargans die Kantonsschule, die sie 1971 mit der Matura abschloss. Anschliessend unterrichtete sie während eines Jahres die 6. – 8. Klassen im Schulhaus Flums- Grossberg. Dort lernte sie Niklaus Wick kennen. 1972 begann sie das Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Zürich, mit Schwerpunkt Strafrecht bei den Professoren Noll und Hauser. 1973 heiratete sie und zog später mit ihrem Mann nach Teufen. 1977 bezogen sie das ehemalige katholische Pfarrhaus, wo Frieda bis zu ihrem Tod zuhause war.

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