14.05.2016

Durch eine Bürli-Wette zum Sänger geworden

Till Riechsteiner (15) singt in der Oper «Tosca».

Till Riechsteiner (5)
Seine Stimme wurde richtiggehend entdeckt: Till Riechsteiner begleitet sich beim Üben am Klavier. Foto: AG

 

Gesang interessierte Till Riechsteiner nicht besonders, und schon gar nicht die klassische Musik. Zu Hause hört er am liebsten Rapmusik – «sicher keine italienischen Opern». Er habe nicht mal unter der Dusche gesungen – und jetzt singt der 15-Jährige bereits zum zweiten Mal in St.Gallen mit.

In der Lokremise war er anfangs Jahr in der Kinderoper Pollicino dabei, aktuell singt er im Stadttheater in Giacomo Puccinis Oper «Tosca» im Kinderchor des Theaters. Klassische Musik fi ndet talentierten Sänger Vor drei Jahren schlug er auf die Wette eines Freundes ein und sang aus Spass für ein «Bürli» an der Schulserenade in Niederteufen die zweite Strophe von «We Are the World» vor.

Danach nahm alles seinen Lauf, die Rückmeldungen seien enorm gewesen. «Ich dachte mir, dass alle nur aus Höfl ichkeit so nette Rückmeldungen geben». Mehr oder weniger auf Drängen seines Umfeldes sang er in der Musikschule vor, und Hiroko Haag, die Gesangslehrerin der Musikschule, erkannte sein Talent und empfahl ihm, die Grundlagen der klassischen Musik zu üben.

Etwas für Mädchen

«Ausserdem besuchte ich eine Probe des Chors der Musikschule – es war für mich aber klar, dass ich mir das nur mal anschaue und dort nicht mitsingen würde. Ausser mir waren nur Mädchen da.» Doch es kam anders. Und so entdeckte nicht Till die Oper, sondern die klassische Musik entdeckte Tills Stimme, und eine Talentsucherin vom Stadttheater bot ihm für dieses Jahr gleich die beiden Rollen an.

«Ich sagte einfach mal ja. Ich hatte ja keine Ahnung, was auf mich zukommen würde.» Vor Weihnachten pendelte er dann fast täglich nach St. Gallen für die Proben. «Es ist nochmal was ganz anderes, eine Rolle zu spielen, in Bewegung zu sein und dazu zu singen, als nur zu singen.»

Trotz aller Anstrengung hat er viel gelernt und freut sich jeweils über den Applaus, und er würde wieder mitmachen.

Trotz Stimmbruch die Töne treffen

Das Singen zum Beruf machen möchte er nicht unbedingt. Till sieht die Zukunft realistisch. «Es ist ein unsicherer Beruf, es gibt so viele Sänger, die von der Kunst leben möchten. Ich kann mir vorstellen, das auch später nebenbei zu machen – und es ist ja auch toll, ein Hobby zu haben, bei dem man Geld verdient.»

Was er nach der Sekundarschule machen möchte, weiss er noch nicht genau. «Regisseur im Theater würde mich interessieren. » Allerdings sei es nicht einfach, in der Schweiz einen Ausbildungsplatz zu fi nden. Und so kann sich Till auch vorstellen, erst einmal die Wirtschaftsmittelschule in Trogen zu besuchen, um dann zu sehen, wie sich alles entwickelt.

Im Moment besucht er die zweite Sekundarklasse in Teufen und zusätzlich die Talentschule Musik. Vor wenigen Wochen hat bei ihm der Stimmbruch eingesetzt. «Bisher sang ich mühelos, ich musste nicht viel trainieren – nun ist alles anders und ich muss üben und ausprobieren, damit die Töne richtig klingen.»

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