37 Jugendlichen aus Hundwil, Stein, Teufen, Bühler und Gais, die sich gerade auf die Firmung vorbereiten, waren Mitte April gemeinsam mit dem Leitungsteam auf Firmreise – und sind den Spuren des Heiligen Franziskus gefolgt.
Franz von Assisi wuchs in einem recht wohlhabenden Elternhaus auf und hatte – für die damaligen Umstände – alles. Gutes Aussehen, edle Kleider, gute Bildung. Gutes Essen. Freunde. Ausgelassene Feste. Aber er war kein Adliger. Sein Traum war es, Ritter zu werden. Also verpflichtete sich Franz für den Krieg. Aber er wurde gefangen genommen und für lange Zeit eingekerkert. Sein Traum zerbrach und er begann sich eben diese Fragen zu stellen: Wer bin ich? Und bin ich das, was ich sein sollte?
Krank und zerbrochen, wurde er aus dem Kerker freigekauft. Er kehrte nach Assisi zurück, aber nicht in sein altes Leben. Er begann sich zurück zu ziehen und in der Umgebung alte verfallene Kapellen wieder aufzubauen. Er begann im Evangelium zu lesen und wurde immer wieder von Gott angesprochen. In einer Kreuzikone, in der Schrift, im Traum. Franz lernte Gott überall zu begegnen, vor allem in der Natur und in der Schöpfung. Also auch in jedem Menschen. Und er lernte, dass der Auftrag Gottes, die Schöpfung zu bewahren, bei den Schwachen und Verstossenen, den Kranken und Armen beginnt.
Franz schlug dann selber diesen Weg ein. Er machte sich arm und schwach, er grenzte sich selber aus – um so denen zu dienen, die sich diesen Weg nicht ausgesucht hatten.
Mit den Jugendlichen sind wir in Assisi zu einer Einsiedelei gelaufen, der Eremo delle Carceri. Dort trafen wir eine junge Schwester, die uns genau diese Geschichte erzählte und uns allen die Frage in das Bewusstsein stellte: „Wer bin ich? Und bin ich der, der ich sein sollte?“
Franziskus war eine durch und durch charismatische Person. Ein von Gott erleuchteter und in seiner Liebe erfüllter Mensch. Er äusserte nicht seine Visionen von einer besseren Welt, sondern er lebte ganz nach dem Vorbilde Jesu – nämlich bescheiden. Wenn man Franz gefragt hätte: Wer bist Du? Hätte er wohl gesagt: Ich hoffe, ein Werkzeug Gottes zu werden.
Vielleicht ist die grosse Botschaft des Heiligen Franz nicht bei allen Jugendlichen und Verantwortlichen angekommen. Aber die Umgebung, in die wir für wenige Tage eintauchen durften, war beeindruckend. Um so mehr, weil wir die ersten zwei Tage unserer Firmreise in Rom verbracht haben. Die Ewige Stadt, die uns mit ihren vielen Eindrücken herausgefordert hat.
Das antike Rom mit dem Kolosseum, das moderne Rom mit seinen Plätzen und Geschäften, das Rom als Hauptstadt der kath. Kirche mit dem Papst, den wir am Mittwochmorgen in der Generalaudienz erleben durften. Es war das gleiche Rom, wo Franz von Assisi damals 1209 monatelang ausharrte, um seine Bewegung unter den Schutz des Papstes zu stellen. Rom und Assisi sind ohne einander kaum zu verstehen. Und doch begeistert der Ort Assisi. Man spürt eine unglaubliche Spiritualität und eine Energie. Und eine grosse Lebensfreude.
Die Jugendlichen konnten auf ihrer Firmreise das alles erleben. Geselligkeit, Freundschaft, Kultur, Spiritualität, Gesang, Stille Momente und am Abend wieder das gelöste Beisammensein. Eine Firmreise, die in dieser Art einmalig war – und auch grossartig, dank der vielen tollen Erlebnisse, die sowohl Jugendliche als auch LeiterInnen noch lange in Erinnerung halten werden.
Eric Petrini
