Geschichte fürs Volk, nicht nur für Fachleute

12.07.2014 | Erich Gmünder
franziska schlaepfer (21)
franziska schlaepfer (21)
Die Kulturjournalistin Franziska Schläpfer. Foto: EG

Erich Gmünder

Franziska Schläpfer ist sozusagen das journalistische Gewissen hinter dem Projekt für die Teufner Ortsgeschichte. Alle Texte der Historiker und Publizisten gehen durch ihr strenges Lektorat, das nur ein Ziel hat: Ein Buch, das nicht in den Bücherregalen verstaubt, sondern gelesen wird.

Wir treffen die Journalistin in einem Restaurant in Winterthur – auf halbem Weg zwischen ihrem Wohnort Zollikon und Teufen. Franziska Schläpfer, in Herisau aufgewachsen, erzählt, wie sie als Mitarbeiterin der Appenzeller Zeitung zum Journalismus kam und über eine spätere Buchhändlerlehre zum Bücherschreiben.

Neben Biografien, Sachbüchern zur Schweiz und literarischen Anthologien verfasste sie eine Jubiläumschronik für die Rega. Dort habe sie sich stark machen müssen, dass auch kritische Aspekte nicht unter den Teppich gewischt wurden. «An einem Geschichtsbuch habe ich aber noch nie mitgemacht », sagt sie schmunzelnd, «doch die Zusammenarbeit mit den zehn Autorinnen und Autoren ist eine Freude.»

Kämpferische Teufnerinnen und Teufner

Eine kritische Distanz zum Sujet ist Franziska Schläpfer wichtig. Selbstbeweihräucherungen liegen ihr nicht. Auch die Tüüfner Ortsgeschichte soll keine Lobhudelei werden. Wobei sie gleich anfügt, dass im Buch doch mehrheitlich gelobt wird, was die Vergangenheit angeht. Teufen könne auf vieles stolz sein, sagt sie, auf herausragende Figuren wie die Baumeister Grubenmann, die Pioniere der Naturheilkunde, den Erfinder der Plattstichplatte, der damit der Handweberei zu neuer Blüte verhalf.

«Das Buch soll Identität stiften
mit Teufen, zur Beschäftigung
mit dem Lebensumfeld
animieren – nicht zuletzt
Jugendliche und Zuzüger.»

Sie erwähnt den Arzt und Politiker Matthias Oertle (1777–1837), der als frisch gewählter Landammann die Pressezensur abschaffte. Oder die Internatstradition, die junge Leute aus aller Welt nach Teufen brachte. Hier folgt gleich einer der persönlichen Anknüpfungspunkte zu Teufen: Franziska Schläpfers Mutter verbrachte ihre Schuljahre im Kinderheim Dora Wachter und besuchte die Teufner Schulen, weil ihr Grossvater, ein in Indonesien tätiger Kaufmann aus Winterthur, seine Tochter in der Schweiz ausbilden lassen wollte.

Dass in Teufen auch starke Frauenfiguren wirkten, freut die Journalistin besonders. Etwa die Bäuerin und Naturärztin Katharina Schefer (1850–1928), welche ihr reiches Wissen der Tochter Katharina Sigrist-Schefer (1891–1976) weitergab, und diese wiederum ihrem Sohn Alfred Sigrist, dem vor zwei Jahren verstorbenen Naturarzt. Dann auch Ida Niggli, die kämpferische Galeristin und Buchhändlerin. Architektin Rosmarie Nüesch, die als Frau Obmann des Ausserrhoder Heimatschutzes und Grubenmann-Spezialistin vielerlei bewegt hat und noch bewegt.

Geschichten erzählen

Wichtig ist Franziska Schläpfer, dass es ein lesefreundliches Buch für ein breites Publikum wird, das nicht nur Wissen vermittelt, sondern Geschichten erzählt, ortstypische Besonderheiten: vom Schulwesen, den Flurnamen, Verkehrswegen, Künsten und Vereinen. Den Spitzenleistungen in Handwerk und Gewerbe. Der Architektur usw.

«Das Buch wird eher ein Lesebuch, denn ein umfassendes Nachschlagewerk», sagt sie. «Es soll Identität stiften mit Teufen, zur Beschäftigung mit dem Lebensumfeld animieren – nicht zuletzt Jugendliche und Zuzüger.»

Kontextuelle Beiträge – Zitate, Anekdoten, Erinnerungen – werden die einzelnen Kapitel ergänzen, vertiefen, veranschaulichen, durchaus mit einem gewissen Unterhaltungswert. Eine Chronik soll einen gerafften Einstieg bieten, eine abwechslungsreiche Folge von Relevantem und Interessantem. Sie wird das Fragmentarische der elf Kapitel um wichtige Themen erweitern und die Geschichte bis in die Gegenwart verlängern – etwa mit der Abholzung des historischen Parks von Minister Roth.

Die Tüüfner Ortsgeschichte

Am 20. November, rechtzeitig vor Weihnachten, wird die Tüüfner Ortsgeschichte erscheinen. In den nächsten Ausgaben werfen wir hier einen Blick auf die Produktion und Gestaltung sowie den Verkauf des rund 300-seitigen Werkes. Zum Auftakt haben wir mit der Kulturjournalistin und Autorin Franziska Schläpfer gesprochen, welche die Texte der zehn Autoren redigiert und mit eigenen kurzen Beiträgen vertieft. EG

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