"Ich heisse Vroni, wie heissen Sie?"

11.05.2016 | Erich Gmünder
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Sie warteten heute Morgen gespannt auf die Freiwilligen: Flüchtlinge aus sechs Nationen.
Bildbericht: Erich Gmünder Der Aufruf, auf freiwilliger Basis die Integration von Asylbewerbern zu unterstützen, hat gefruchtet: Eine Handvoll Bewohnerinnen und Bewohner des Rotbachtales stellen sich zur Verfügung, um die Neuankömmlinge in die Sprache und die Sitten und Gebräuche einzuführen. Eric Petrini koordiniert das Projekt der Kirchen im Rotbachtal und freute sich, dass das Angebot von Seiten der Flüchtlinge so rege benutzt wird: sprachkurs integration asyl 11.5 (24) sprachkurs integration asyl 11.5 (65)   15 Asylsuchende aus sechs Nationen, darunter eine Familie mit einem kleinen Buben, fanden sich am Dienstagmorgen im Stofel ein, wo nach einem Begrüssungstee gleich mit dem Einstieg in den Deutschkurs begonnen wurde. „Ich heisse Vroni, wie heissen Sie?“ – Die Vorstellungsrunde diente dazu erste, erste elementare Schritte in der Sprache des Gastlandes zu wagen. sprachkurs integration asyl 11.5 (93)sprachkurs integration asyl 11.5 (80) „Ich heisse Ahin und komme aus Syrien.“ – „Ich heisse Fasika und komme aus Äthiopien.“ sprachkurs integration asyl 11.5 (131) Aus insgesamt sechs Nationen (Syrien, Iran, Afghanistan, Guinea Bissau, Äthiopien und Tibet) stammen die Asylsuchenden, die zum Teil unter dramatischen Umständen aus ihrer Heimat geflohen sind und nun zum Teil von der Nothilfe leben. Die meisten warten auf einen Entscheid für eine vorläufige Aufnahme oder eine Anerkennung als Flüchtling, oder sie konnten trotz eines negativen Entscheids wegen der politischen Lage nicht in ihr Heimatland zurückkehren.

„Man kann ja nicht einfach das Flüchtlingsdrama im Fernsehen und in den Zeitungen sehen und untätig bleiben.“

„Zum Teil hat es Leute, die schon seit fünf Jahren von Nothilfe leben, weil sie zwar einen negativen Entscheid erhalten haben, aber aufgrund der politischen Situation nicht ausgeschafft werden können“, sagt Witold Netter, der bei den Sozialen Diensten Appenzeller Mittelland für das Asylwesen zuständig ist und die Aktion im Rotbachtal unterstützt. (Nothilfe: Eine  Einzelperson erhält 8 Fr. im Tag, ein Ehepaar 12 Fr., eine Familie mit einem Kind 15 Fr., eine Familie mit zwei Kindern 17 Fr. pro Tag). sprachkurs integration asyl 11.5 (102) Einer der Freiwilligen ist Peter Rupp. Der Sekundarlehrer unterrichtete bis zur Pensionierung 2008 im Hörli in Teufen Sprachen. „Man muss ja etwas machen, man kann ja nicht einfach das Flüchtlingsdrama im Fernsehen und in den Zeitungen sehen und untätig bleiben.“ Die Sprache zu erlernen ist das Eine, ebenso wichtig findet Maya Leu, welche die Aktion in Teufen initiiert hat, dass die Menschen hier nicht alleine gelassen werden. Sie getrauten sich im fremden Gastland sonst kaum aus den Wohnungen oder Unterkünften, weil sie die Sprache nicht beherrschten: „Die Familien, die ich besucht habe, hatten bis jetzt null Kontakt mit Einheimischen. Eine Familie, die eine der Wohnungen im Haag in Niederteufen bezogen hat, hat drei Monate lang die Wohnung kaum verlassen. Letzte Woche nahm ich die Mutter mit den beiden Kindern mit an den Krabbeltreff im Hörli. Die Kleinen sind richtiggehend aufgeblüht, haben gespielt und sind herumgesprungen, und die Mutter hat mich umarmt und Danke gesagt, dass sie endlich einmal aus der Wohnung heraus gekommen sei. Es ist nötig, dass man die Leute herausholt, weil sie nicht von selber kommen.“ Patenfamilien gesucht Maya Leu möchte gerne einen Mutter-Kind-Treff mit Müttern aus Teufen und Umgebung ins Leben rufen und steht dafür in Verbindung mit der evangelischen Kirchgemeinde. „Mein Ziel wäre, dass jede Familie eine Patenfamilie in Teufen findet. Die Mütter haben mir auch angeboten, dass der Treff in ihrer Wohnung stattfinden kann. Sie freuen sich über jeden Besuch.“ Die fremdsprachigen Mütter sollen möglichst bald ein paar Grundbegriffe lernen, damit sie selbständig einkaufen und mit ihren Kindern ins Dorf gehen können. Wichtig findet Maya Leu auch, das Integrationsangebot möglichst nahe bei den Menschen anzubieten. „Damit können sie das Angebot zu Fuss nutzen können und brauchen kein Geld für ein Bahnbillett nach St. Gallen.“ Auch Witold Netter von den Sozialen Diensten Appenzeller Mittelland begrüsst die Initiative im Rotbachtal: „Grundsätzlich ist es so, dass wir nach Bundes- und kantonalen Richtlinien Asylbewerbenden ohne positiven Entscheid keine Integrationsmassnahmen anbieten dürfen, das heisst, wir haben dafür kein Budget. Deshalb sind wir froh um private Aktionen wie das Solidaritätsnetz in St. Fiden und oder neu hier in Teufen für die vielen bei uns in der Region lebenden Asylsuchenden.“ sprachkurs integration asyl 11.5 (31) Eric Petrini, der katholische Seelsorger von Bühler, koordiniert die Aktion als Delegierter der Landeskirchen und der FEG von Teufen bis Gais, welche sich zu einem runden Tisch unter dem Namen „Forum für Asyl und Flucht“ zusammengeschlossen haben. „Die Anfrage kam vom Solinetz in St. Gallen mit der Sprachschule Integra, welche uns nun mit ihren Erfahrungen und Lehrmitteln unterstützt und coacht. Die Kirchen stellen die Räume zur Verfügung und unterstützen die Aktion finanziell.“ sprachkurs integration asyl 11.5 (56)

„Ich möchte den Menschen etwas zurückgeben“

Maya Leu wohnt in Teufen, engagiert sich in St. Gallen im Solinetz und hat in dessen Namen auch das Angebot im Rotbachtal initiiert. Warum macht sie mit? „Ich habe selber zwölf Jahre im Ausland gelebt, unter anderem sieben Jahre in Afrika, und habe dort so viel Gastfreundschaft erlebt. Es war ganz selbstverständlich, dass man als Fremder eingeladen wurde. Und das ist in der Schweiz nicht so. Man lässt sie unter sich. Ich möchte diesen Leuten etwas zurückgeben. Ich bin auch nicht dafür, dass man unbegrenzt Leute reinholt. Ich habe immer ein flaues Gefühl, wenn man sagt, jeder Mensch sollte das Recht haben, sich irgendwo auf der Welt niederzulassen. Aber wenn sie mal da sind, dann soll man ihnen entgegenkommen und sie integrieren, damit sie wieder ein normales Leben führen können. Wenn man etwas näher mit ihnen Kontakt hat, bekommt man ja all die grausigen Geschichten zu hören, weshalb sie geflohen sind, und häufig noch viel schlimmer ist das Trauma von der Flucht. Und dann sind sie zwar physisch endlich hier angekommen – aber sozial und gesellschaftlich überhaupt noch nicht. Und da will ich eben helfen, dass sie wirklich ganz ankommen.“
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Gruppenbild mit den Flüchtlingen und Freiwilligen sowie Vertretern der Kirche und der Sozialen Dienste Appenzeller Mittelland.
  [grauer-kasten title=“Gesucht sind Sie“ text=“ Ganz konkret suchen wir für den Start noch Personen, die montags oder donnerstags von ca. 09 – 11.00 Uhr eine Doppellektion des Sprachkurses betreuen. Ab August/September soll ein neues Modul des Sprachkurses am Abend angeboten werden. Wir, die christlichen Kirchgemeinden und Pfarreien im Rotbachtal sind gut vernetzt: Die Sprachschule iNTEGRA steht uns inhaltlich als erfahrene Partnerin für den Sprachunterricht zur Seite. Das Solidaritätsnetz unterstützt uns in Fragen der Integration und die Sozialen Dienste vermitteln die Sprachkurse an die Asylsuchenden. Wenn Sie gerne an dieser Idee mitarbeiten möchten, melden Sie sich bei Eric Petrini: 076 482 1911 oder eric.petrini@kath-buehler.ch“ ]

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