"Im eigenen Leben selber die Regie übernehmen"

01.03.2015 | Erich Gmünder
marion frey (27)

marion frey (35)

Erich Gmünder

Marion Frey empfängt mich in einem grosszügigen Einfamilienhaus mit überraschendem Innenleben. Der Wohnbereich ist aus altem Holz aus dem Engadin gefertigt, das ihr Vater so liebte. Als ihr Vater früh verstarb (die Eltern waren getrennt), stand sie vor der Frage, was sie mit ihrem Elternhaus anfangen sollte.

Nach vielen Jahren in der Fremde ist sie mit ihrer Familie hierher zurückgekehrt. Ihre Mutter wohnt in Teufen.

Ihre Erstausbildung als Textilverkäuferin absolvierte die quirlige Frau im Jeans-Geschäft ihrer Eltern. Deren Devise habe gelautet, früh auf den eigenen Beinen zu stehen und fremdes Brot zu essen. So absolvierte sie eine Haushaltungsschule in Worb BE und danach einen dreimonatigen Sprachaufenthalt in England. In Genf jobbte sie an verschiedenen Stellen, um ihr Abendstudium selber zu verdienen.

Nach der Matura absolvierte sie in Basel ein Theologiestudium und war anschliessend als Aushilfspfarrerin tätig, unter anderem in Straubenzell SG.

Die Studienwahl sei wohl «romantischen und etwas naiven Vorstellungen» von Glauben entsprungen, sagt sie mit einem entwaffnenden Lachen. Vom Studium erhoffte sie sich Antworten auf die existenziellen Fragen, die sie seit jeher umtrieben: «Woher kommen wir, wohin gehen wir – Sinnfragen halt.» Pfarrerin war für sie nicht Ziel. Eher sei sie der Typ fürs IKRK oder ähnliches.

Heute wisse sie, dass wirklich grosse Fragen nicht beantwortet werden könnten. Aber sie habe in all den Jahren Leute getroffen, die für sie mit ihrer Lebensführung und ihrem Einsatz Antworten und Motivation waren.

Ende 2007 begann sie eine berufsbegleitende Ausbildung am Schweizerischen Kompetenzzentrum für Coaching zum dipl. Coach SKC. Seit vier Jahren arbeitet Marion Frey als selbständiger Coach und empfängt seit letztem Herbst ihre Klienten nicht mehr nur in ihrem sonnig gelegenen Haus mit Panoramablick auf den Alpstein, sondern in einem Büro gleich gegenüber vom Dom.

«Coaching ist ein inflationär gebrauchter Begriff. Was dahinter steckt, wissen immer noch viele nicht. Es geht darum, den Klienten in seiner Persönlichkeit zu stärken und mit seinen Ressourcen, Themen und Zielen lösungsorientiert zu begleiten.»

Selber die Regie übernehmen

Die meisten Klienten kämen aufgrund eines «Leidensdrucks». Irgendwann kämen sie an einem Punkt nicht weiter. «Sehr aktuell ist das Thema des Zuviel: Wie bringe ich in 24 Stunden Arbeit, Familie, Ausbildung, Freizeit usw. unter einen Hut?

Da geht es darum, Prioritäten zu setzen. Alles geht nicht. Das muss ich mir auch immer wieder selber sagen. Aber wo den (vorläufigen) Schnitt machen? Was ist wichtig? Was muss getan werden? Zusammen ordnen wir die Fülle an Herausforderungen.»

Ein selbstbestimmtes Leben führen, sich nicht von aussen gesteuert fühlen, ist für sie eines der wichtigsten Ziele – auch im eigenen Leben. Oder anders ausgedrückt: «Selber die Regie übernehmen, leben statt gelebt zu werden.»

Freiwillig für Niederteufen

Vor einigen Jahren ist Marion Frey auch in die Freiwilligenarbeit gerutscht. Mittlerweile findet sie dies eine gute Sache. «Was wären unsere Kinder und auch die Erwachsenen z.B. ohne all die Sportvereine?» Ein Verein müsse aber gut organisiert sein und die Leute Posten übernehmen, welche sie gerne machen. Und statt über Mitgliederschwund und fehlendes Engagement zu jammern, sollte das Angebot den gegenwärtigen Bedürfnissen angepasst werden.

Im Einwohnerverein Niederteufen-Lustmühle, wo sie seit 2006 im Vorstand sitzt und seit 2010 mit Daniela Buff das Co-Präsidium führt, erlebe sie die ganze Vielfalt der Bewohner. «Entgegen dem Cliché der «reichen Zugezogenen» schätzen viele Niederteufner den Kontakt und unterstützen uns.

Übrigens feiern wir im März das 100-jährige Bestehen. Ich habe hier viele gute Leute kennen gelernt, mit denen ich sonst kaum in Berührung käme, querbeet durch alle beruflichen und politischen Richtungen, und möchte das nicht mehr missen.»

www.freysicht.ch

Marion Frey

Geboren: 13.11.1963

Heimatort: St.Gallen

Aufgewachsen: St.Gallen und Niederteufen (ab 2. Sek)

Familie: verheiratet mit Patrick Riechsteiner, zwei Söhne: Till, 14 und Louis, 11

Erlernter Beruf: Lehre als Detailhandelsangestellte im Betrieb der Eltern, anschliessend Haushaltungsschule und Sprachaufenthalt in London. Berufsbegleitend Zweitweg-Matura Typ B, Collège du Soir in Genf, Theologiestudium in Basel

Heute tätig als: Mutter, Hausfrau und selbständiger Coach

Lieblingsessen: frische, echte Küche

Lieblingsgetränk: je nach Anlass

Musikvorlieben: Rock, Klassik, Jazz

Buch auf dem Nachttisch: ein Stapel Angelesenes

Hobbys: dem Flow auf die Spur kommen

Lebensmotto: Die Menschen behandeln, wie man selbst behandelt werden möchte.

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