Im Stofel stapeln sich Kleider und Schuhe

15.01.2016 | Erich Gmünder
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Bildbericht: Erich Gmünder

Am Freitagnachmittag ist die Sammelaktion für die Flüchtlingshilfe in Kurdistan offiziell angelaufen – und kaum eine Stunde später scheint das Pfarreizentrum im Stofel schon fast aus allen Nähten zu platzen.

 

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Die freiwilligen Helferinnen und Helfer der Aktion Hilfskonvoi nach Kurdistan werden buchstäblich überrollt.

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Die Kleiderbeigen auf den Tischen, die bereits aussortiert sind, werden grösser und breiter. Und dabei sind viele Säcke und Schachteln noch gar nicht ausgepackt – und beim Eingang bilden sich zeitweise Schlangen von Leuten, die ihre Sachen abgeben wollen. Die Sammelstelle im Stofel ist auch am Samstag von 9 bis 12 Uhr und am Sonntagvormittag von 09.30 bis 11.30 Uhr geöffnet.

Qualität mehrheitlich gut

Die freiwilligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind vollauf beschäftigt mit der Entgegennahme der Sachen und dem Sortieren.

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Gefragt nach einem ersten Eindruck, äussern sie sich grundsätzlich sehr positiv über die Qualität der abgegebenen Waren. Vor allem Winterkleider, Wollsachen, warme Schuhe sind zurzeit sehr willkommen. Den Aufwand für das Sortieren hätten sie allerdings unterschätzt, ist da und dort zu hören.

Und es gibt auch negative Erfahrungen. Kleider und Schuhe, die nicht gewaschen sind und nach Mottenkugeln miefen, kaputte Damenstiefel, ja gar gebrauchte Unterhosen, Büstenhalter, Zahnbürsten oder Seifen und abgelaufene Medikamente wurden abgegeben.

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Auch das gibt es.

Ungewaschene Kleider werden, sofern sie gebrauchsfähig sind, von einer Freiwilligen gewaschen, vieles landet in der Altstoffsammlung oder muss kostenpflichtig entsorgt werden. Vermutlich gebe es Leute, die auf diesem Weg Kehrichtsackgebühren sparen wollen, vermutet ein Helfer.

Hoher Sortieraufwand

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„Alles, was vorsortiert ist, erleichtert uns die Arbeit“, sagt Andrea Inauen, die zusammen mit Marion Schmidgall die Entgegennahme organisiert. Die meisten Sachen müssen aufwendig sortiert werden: nach Kleider und Schuhgrössen, nach Saison, nach Geschlecht und Alter. Nur so können sie am Ziel effizient verteilt werden, sagt Ueli Schleuniger, der Erfahrungen als Flüchtlingshelfer in Slowenien und auf der Insel Kos mitbringt. „Mischpakete für Familien haben sich nicht bewährt, weil es nicht die Flüchtlingsfamilie gibt“, hat er dabei festgestellt. Ueli Schleuniger wird den ersten Transport Ende Februar ins Flüchtlingslager Dohuk als Vertreter von Teufen begleiten und bei der Verteilung anwesend sein.

Ende März folgen drei bis vier 40-Tönner-Sattelschlepper, welche von Teufen aus die Reise nach Dohuk antreten.

Kurdistan beherbergt zwei Millionen Flüchtlinge

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Dr. Fauzi Kaddur, (rechts) Repräsentant der autonomen Region Kurdistan im Gespräch mit Ueli Schleuniger (links), der den ersten Transport anfangs Februar begleiten wird.

Auch Dr. Fauzi Kaddur, der Repräsentant der Autonomen Region Kurdistan ist überwältigt von der Hilfsbereitschaft der Bevölkerung von Teufen und Umgebung. Mit einem Mitarbeiter der diplomatischen Vertretung beobachtet er interessiert die Arbeit der Freiwilligen und bedankt sich für ihr Engagement. Er hat zusammen mit kurdischen Hilfsorganisationen und Vertretern der kurdischen Behörden alles in die Wege geleitet, damit der Konvoi sicher an seinem Ziel ankommt und die Waren nicht irgendwo unterwegs abgezweigt werden oder in den Zwischenhandel gelangen.

Ihn erinnert die Hilfsbereitschaft im Appenzellerland an jene Aktion, die er vor genau 25 Jahren gestartet hat, als der irakische Diktator Saddam Hussein Kurdistans Bevölkerung bedrohte und Hunderttausende umbrachte. Auch damals hatte der frühere Zahnarzt in Teufen eine Aktion gestartet, die auf grosse Unterstützung zählen durfte.

Überlebenskampf gegen IS – ein Bollwerk auch für den Westen

Jetzt geht es um den Überlebenskampf der kurdischen Bevölkerung gegen die Terrororganisation Islamischer Staat, die das junge Staatsgebilde im Norden Iraks bedroht.

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Dr. Fauzi Kaddur ist Repräsentant der Autonomen Region Kurdistan mit Sitz in Bern. Er lebt mit seiner Frau Monika in Niederteufen.

Fauzi Kaddur ist stolz auf die Landsleute in seiner Heimat, insbesondere die Kurdenmiliz Peschmerga: „Diese Leute haben die IS schon zu 95 Prozent aus unserem Gebiet vertrieben, und sie tun das nicht nur für das kurdische Volk, sondern es ist ein Kampf für die ganze Welt.“ Die Peschmerga sind als Bodentruppen organisiert und werden in der Luft von der Allianz der westlichen Staaten wie England, Deutschland oder den USA unterstützt.

Die Autonome Region Kurdistan beherbergt zurzeit 2 Millionen Flüchtlinge, vorwiegend Familien, die vor den Greueltaten der IS geflohen sind. Dabei zählt die Republik selber nur 6 Millionen Einwohner. „Trotzdem, wir weisen an unserer Grenze niemanden zurück, aber wir sind froh um die Unterstützung aus dem Westen, wie hier in Teufen, weil wir die riesige Aufgabe nicht allein bewältigen können.“

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