«Putzen und Aufräumen gehören zum Frühling»

04.04.2014 | Erich Gmünder
michael stern (47)
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Michael Stern. Foto: EG

Interview: Erich Gmünder

Michael Stern ist Leiter der Fachstelle Entsorgung & Energie der Teufen und gleichzeitig Betriebsleiter der ARA Teufen und somit zuständig für alle Umweltbelange. Wir sprachen mit ihm über Putzwut und Ordnungsfimmel und ihre Folgen für die Umwelt.

Michael Stern, haben Sie Verständnis für die frühjahrsbedingte Putzwut und den Ordnungsfimmel im und ums Haus?

Das Putzen und Aufräumen gehört zum Frühling. Ich verstehe das (lacht). Viele Leute brauchen einfach gewisse Strukturen. Im Frühling, wenn der Schnee weg ist, kommt das Chaos wieder zum Vorschein. Aber: Natur ist grundsätzlich Chaos. Wenn man zu ordnen beginnt, hat das etwas mit Optimieren, Maximieren zu tun. Ich will die Tulpen sehen und nicht das Unkraut. Unter Einsatz von Chemie kann ich das Problem zwar wegputzen, aber das ist nicht nachhaltig. Die Gartenplatte und der Kiesweg werden von der Natur in Kürze wieder zurückerobert. Ein ewiger Kampf. Das Gleiche passiert im Haus, wenn wir im Frühling die Fenster wieder aufreissen, um den ganzen Mief rauszulassen. Das machte früher einst Sinn, heute pflegen wir das weiter, obwohl es nicht mehr nötig ist; sogar in Minergie-P-Häusern mit kontrollierter Lüftung, wo sich mit Garantie kein Schimmel mehr bilden kann.

Wie leidet die Umwelt?

Im Haus kann ich schlimmstenfalls mir und meinen Mitbewohnern schaden, wenn ich Mittel einsetze, die schädlich sind. Auskunft darüber geben die Giftetikette und Kleingedrucktes der Packungsbeilage. Letztlich landet aber alles im WC und damit in der Kanalisation. Dabei geht oft vergessen, dass die Abwasserreinigung grundsätzlich ein «dreckiger» Prozess ist, weil dort Bakterien an der Arbeit sind. Die werden aber abgetötet, wenn wir Fungizide oder Biozide einsetzen. Das heisst, bei Gifteinsatz muss ich immer damit rechnen, dass ich andernorts einen Schaden verursache.

Gibt es Vergleichswerte, wie umweltfreundlich sich die Teufner in Sachen Gifteinsatz verhalten?

Gifte lassen sich nicht so einfach nachweisen, es gibt Zehntausende von Substanzen, das ist vergleichbar mit der Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen. Der Kanton macht aber regelmässige Kontrollen, und da hat Teufen bis jetzt gut abgeschnitten. Bei der letzten Kampagne wurden wenig Biozide oder andere Chemikalien gefunden.

WC und Lavabo sind verlockend: Wegspülen, und das Problem ist gelöst.

Das Thema ist uralt. Früher hat man ein Loch gegraben und die Abfälle verscharrt. Das ist eine Frage der Systemgrenze, oder mit anderen Worten: Aus den Augen, aus dem Sinn. Trotz weltweiter Vernetzung sehen wir nur bis zur Nasenspitze. Was danach passiert, interessiert uns nicht. Wir erleben das leider tagtäglich, wenn die Leute ihre Abfälle aus dem Auto an den Strassenrand schmeissen. Die orangen Männchen vom Kanton sollen das dann wieder auflesen, dafür sind sie ja da – ein extrem asoziales Verhalten.

Wo setzen Sie an, um dieses Denken zu verändern?

Wir müssen bei den Kindern ansetzen, sie als Botschafter einsetzen. Erwachsene lassen sich nicht umerziehen, am ehesten funktioniert es noch über das Portemonnaie. Umweltbewusstsein muss «hip» sein. Werbekampagnen nützen entschieden mehr als der Drohfinger. Unser Bring-Holmarkt zum Beispiel ist sehr trendy; wir überlegen, ihn nicht nur alle zwei Jahre, sondern öfter durchzuführen.

Grüngut wird oft illegal in den Wäldern entsorgt, Kompostieren ist offenbar völlig aus der Mode …

Kompostieren wäre sicher nach wie vor richtig, da sich der Kreis dort schliesst, ist aber mit Schweiss verbunden. Wilde Deponien können zu Bachstauungen und Hangrutschungen führen und zur Verbreitung von Neophyten. Um das zu verhindern, bieten wir eine sehr günstige Alternative an mit der Grüngut- Sammelstelle. Die heutige Grüngutverwertung ist nicht à priori schlecht, da sich beispielsweise mit dem Kompogas neue Verwertungsmöglichkeiten ergeben haben, indem via Methangas Energie produziert und gleichzeitig die CO2-Belastung reduziert werden kann.

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