20.09.2016

Seit den 60er-Jahren herrscht in unserem Dorf eine rege Bautätigkeit.

Ortsbild im Wandel: Schützenberg- und Blattenquartier.

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Hinterrain-Schützenberg heute. Luftaufnahme: Qbig24.ch

Erika Preisig

Auch bei alteingesessenen Dorfbewohnern schwinden die Erinnerungen an die Zeiten, als die Wiesen am südlichen Dorfhang noch den Kühen und im Winter den ski- und schlittenfahrenden Kindern gehörten. Rütihof, Vorderhaus, Schützenberg, Bündt – bis zum heutigen Tag hält die Bautätigkeit in unserer Gemeinde an, ein Ende ist nicht abzusehen.

Heute reisen wir zurück und beobachten die Entstehung der Quartiere Schützenberg und Blatten anhand von Dokumenten der Quartierbewohner sowie aus Zeitungsberichten.

Vor 40 Jahren – Baubeginn Gremm-Schützenberg

Der Sekundarlehrer Walter Schneider (Schnäpf, 1912– 1989 ) berichtete im «Teufener Mosaik» während Jahren für die Appenzeller Zeitung über die Geschehnisse aus unserer Gemeinde. In seinem Nachlass (im Besitz des Ortsarchivs der Gemeinde) befand sich zusätzlich reiches Bildmaterial. Die Entstehung der neuen Quartiere interessierte den Chronisten ganz speziell.

40’000 Quadratmeter neues Bauland im Gremm-Hinterrain

Nachdem die Ausserrhoder Kantonalbank grosse Teile der Liegenschaft des ehemaligen Töchterinstituts Buser erworben hatte, beabsichtigte sie, diese mittels einer neuen 750 m langen Strasse zu erschliessen. Sie führte von der Dorfturnhalle bis hinauf zum Buchwald, oberhalb der Liegenschaft Schneebeli.

Die ursprünglich geplante Weiterführung der Strasse bis zum Bad Sonder wurde nicht verwirklicht. Anfangs 1976 war es soweit, mit allen Anstössern war man einig geworden, dem Baubeginn stand nichts mehr im Wege. Ein Quartierplan wurde erstellt für 24 Einfamilien- und drei Reihenhäuser, dazu zwei Tiefgaragen für je ca. 10 Häuser.

Fantastische Aussicht – traumhafte Bodenpreise

Aus heutiger Sicht mutet der Bodenpreis ab Fr. 115.-/ m2, je nach Lage, unglaublich an, auch wenn damals der Zins zwischen 4,5 und 5% betrug. An dieser prachtvollen, dorfnahen Lage liessen die Käufer nicht lange auf sich warten.

Allerdings waren die baulichen und gestalterischen Auflagen sehr streng, in Bezug auf Haustyp, Baumaterial und Bepflanzung. Sammelgaragen wurden vorgeschrieben, und der Anschluss an die Gemeinschaftsantenne war obligatorisch.

Ob die schönen Pläne des Gartenarchitekten auch wirklich umgesetzt wurden, das habe später niemanden interessiert, erzählt ein Bewohner des Quartiers. Seine damals pflichtgetreu gepflanzten Eschen seien schon bald zu Brennholz geworden, denn schliesslich wollte man sich die prächtige Aussicht bewahren.

Zweite Etappe Schützenberg

Gleichzeitig wurden westlich der neuen Überbauung die Parzellen am Schützenberg von Karl Hörler verkauft und bis 1985 überbaut. Walter Schneider war sehr angetan von der Architektur des neuen Quartiers. Im September 1984 stellte er fest: «Die fast vollständige Überbauung zeigt ein vorteilhaftes Gesamtbild. Auch die Besitzerin des Schützenbergs, die Familie Karl Hörler, legte Wert auf eine harmonische, der Gremmüberbauung angeglichene Besiedlungsweise. Oberhalb der neuen Schützenbergstrasse sind dort grosse Einfamilienhäuser entstanden, unterhalb am Westrand ein sympathisch wirkendes Mehrfamilienhaus erstellt, das in keiner Weise den Eindruck einer Mietskaserne erweckt.»

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1974: Der Schneebeli-Hang war im Winter eine beliebte Skipiste. Fotos: Walter Schneider
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1974: Das Gebiet Schützenberg noch «unberührt». Mit den Häusern Hörler und Holderegger (links).
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1976: Bau der Schützenbergstrasse
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1976 Bepflanzungs-Plan von Gartenarchitekt Andres Sulzer.
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1978 Die ersten Häuser entstehen.
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Schützenberg Neubauten. Quellen Bilder und Texte: Ortsarchiv Gemeinde Teufen.

20 Jahre Blattenquartier

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Blattenquartier heute. Luftaufnahme: Qbig24.ch

Wie die Tüüfner Poscht feiert auch das Blattenquartier sein 20-jähriges Jubiläum 

Félice Angehrn

Die Baugesellschaft Blatten kaufte 1986 die 55’910m2 Land. Diese Gesellschaft wurde durch die inzwischen verschwundene Ausserrhoder Kantonalbank mehrheitlich beherrscht. Damaliges Ziel war es, diese grosse Fläche der Spekulation zu entziehen und regulierend auf die Baulandpreise in Teufen einzuwirken.

In der Bauzone lagen 28’500m2 und es wurde ein Baulandpreis von 300 Franken pro m2 anvisiert. Damit sollten günstige Miet- und Eigentumswohnungen mit WEG-Beiträgen (WEG = Wohn- und Eigentumsförderungs-Gesetz) ermöglicht werden.

In der Zwischenzeit stiegen jedoch die Bodenpreise. Dank mehrmals geändertem Bebauungskonzept und verdichteter Bauweise resultierte schlussendlich ein Baulandpreis von damals etwa 600 Franken pro m2.

Der erhöhte Bodenpreis hatte aber zur Folge, dass mehr Eigentumswohnungen und weniger Mietwohnungen erstellt wurden. 1995 wurde das erste Teilgebiet abgeschlossen und die ersten Bewohner bezogen ihre Wohneinheiten im neuen Blattenquartier.

Damals kostete eine neue 4 ½-Zimmerwohnung 470’000 Franken und konnte mit 10% Eigenmitteln bereits finanziert werden. Das waren noch Zeiten!

Seit 1995 ist das Quartier stetig gewachsen und umfasst heute insgesamt 12 neu erstellte Mehrfamilien- und 14 Einfamilienhäuser. In den Einfamilienhäusern gab es keinen regen Wechsel in den letzten 22 Jahren. Viele Kinder sind inzwischen erwachsen und weggezogen.

Neue junge Familien sind vor allem in Wohnungen im unteren Teil der Blatten zugezogen und beleben das Quartier.

Quellenangaben: St.Galler Tagblatt vom 26.1.1993, 11.1.1994, 13.5.1995, zVg. von Ernst Obrist.

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Die Blattenwiese im Hintergrund auf einer Postkarte der 50er-Jahre. Sammlung Werner Holderegger

 

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