"Umwege erweitern die Ortskenntnisse"

10.09.2017 | Erich Gmünder
roebi koller kanzel stofel komp (25)
Die Kirche im Stofel geriet an ihre Kapazitätsgrenzen.

Bildbericht: Erich Gmünder

Die letzten Sitzplätze, die eigens herbeigeschafften Stühle und sogar die Stufen hinten auf der Empore waren besetzt, und rund vierhundert erwartungsvolle Augenpaare blickten nach vorne, als Stefan Staub den Fernsehmoderator Röbi Koller zum Gespräch an der Kanzel empfing.

In lockerem Plauderton erzählte der Moderator von Happy Day, der grössten Samstagabend-Unterhaltungssendung des Schweizer Fernsehens, von seiner Arbeit, aber auch ganz Persönliches aus seinem Leben. Immer wieder gewürzt mit einer Anekdote oder einem lockeren Spruch, und immer schlagfertig und entwaffnend offen.

Nach vielen Jahren als Radio- und Fernsehmoderator gab er die sichere Anstellung in der SRG auf, um sich als Freischaffender zu betätigen und sich als Autor – mit Erfolg – zu versuchen. Sein fünftes Buch mit dem schlichten Titel «Umweg» erscheint nächsten Monat. «Umwege sind offenbar nicht beliebt», konstatierte er schmunzelnd, staune er doch, dass die Domain umweg.ch, unter der er seine Autobiografie bewirbt, noch nicht besetzt war.

Umwege und Brüche

Er habe immer profitiert, wenn er etwas gewagt und einen Erfolgsweg abgebrochen habe. «Vielleicht kann man auch lernen, mit Umwegen umzugehen, wenn man ab und zu bewusst einen Umweg wählt. Umwege erweitern die Ortskenntnis, man lernt viel Unerwartetes kennen, wenn man nicht die Direttissima nimmt.»

Beruflich ging es steil nach oben, persönlich musste er auch Tiefschläge einstecken. Als grössten Schicksalsschlag erwähnte er die Scheidung von der Mutter seiner zwei Kinder. Heute wohnt er mit der zweiten Frau in einem Mehrfamilienhaus in Zürich zusammen mit vier weiteren Familien unter einem Dach, und an Festen wie Weihnachten trifft sich die ganze Familie zusammen mit den neuen Partnern. Für sie und seine Handvoll Freunde würde er immer einen Umweg auf sich nehmen, sagte er auf die Frage von Stefan Staub. So wie er seit kurzem jeden Freitag einen Umweg zu seinen betagten Eltern macht, um sie zu bekochen.

Als Moderator einer Sendung, die Happy Day heisst, wurde er natürlich auch gefragt, was er unter Glück versteht. Neben der Abwesenheit von Unglück und schwierigen Umständen ist es für ihn die Gabe, auch in kleinen Dingen und schönen Momenten Glück zu sehen. Wer dazu nicht fähig sei, habe es schwer im Leben.

Gläubig, aber auf Distanz zur Kirche

Aufgewachsen ist Röbi Koller in einem katholischen Elternhaus, war Ministrant, trat dann aber aus der Kirche aus, weil er mit den verknöcherten Strukturen in Rom nicht klarkam. Trotzdem steht ihm die katholische Kirche mit ihren Ritualen näher als die evangelische Kirche, deren Gottesdienste er flapsig als «Workshops» bezeichnete. Die Katholiken hätten mit dem Papst als Popstar ein Modell, das seit Jahrhunderten hervorragend funktioniere, flapste er weiter, auch wenn er bezweifelt, dass der aktuelle Papst – ein Hoffnungsträger, wie Stefan Staub sich sicher ist – viel verändern könne.

Eigentlich könnte er heute wieder in die Kirche eintreten, sinnierte der Fernsehmann, denn an der Front würden die Kirchen, vor allem mit dem Engagement im sozialen Bereich, gute Arbeit leisten. Er selber engagiert sich als Botschafter des christlichen Hilfswerks Comundo (früher Bethlehem-Mission) in der Entwicklungshilfe und als Botschafter für das Jubiläum 500 Jahre Reformation.

Der Tod ist nicht das Ende

Die Religion – auch nicht christliche Richtungen eingeschlossen –  sei eine Art Gebrauchsanweisung fürs Leben. Die Rituale seien eine wunderbare Hilfe, sich auch in schweren Zeiten an etwas zu halten. Dass es mit dem Tod einfach fertig sei, damit könne er sich nicht anfreunden, auch wenn man letztlich nicht wisse, was nach dem Tod komme, «weil noch nie jemand zurückgekommen ist.»

«Glaube heisst ja eben, dass man es nicht weiss.» Die Vorstellung, dass es nach dem Tod weitergehe, ja dass man alle jene, die vorausgingen, wieder treffe, gefalle ihm und an dieses Bild halte er sich. Als Kind hat er sich Gott als alten bärtigen Mann vorgestellt. Heute sieht er die ganze Schöpfung als Wunder – dies komme seinem Bild vom Göttlichen am nächsten.

Sein Bedarf an Ritualen dürfte nach dem heutigen Tag für eine Weile gestillt sein. Als ehemaliger Ministrant durfte Röbi Koller die Kerzen der Ministrantinnen mit dem Licht der Osterkerze anzünden.

Sie gaben das Licht weiter an die Gläubigen, welche vor dem Altar Opferkerzen ablegten, als Zeichen der Hoffnung für alle Opfer der Kriege dieser Zeit.

Während der Messe stand er mit den Geistlichen und Ministranten am Altar, und zum Abschluss reihte er sich zusammen mit den zaurenden Säntisjodlern im feierlichen Auszug ein.

Dass er ein Mann zum Anfassen ist, bewies Röbi Koller auch, als er nach dem Gottesdienst zahlreichen Besucherinnen und Besuchern die Hand schüttelte, Komplimente für seinen erfrischenden Auftritt entgegennahm oder für ein Selfie posierte.

 

Weitere Bilder in der GALERIE

 

Top-Artikel

Top-Artikel

Anzeige

Altpapier-Animation2024-April

Anzeige

Altpapier-Animation2024-April

Nächste Veranstaltungen

Donnerstag, 25.04.2024

Wandergruppe Tüüfe: Panorama Bodensee

Donnerstag, 25.04.2024

Blick ins All: Atemberaubende Bilder aus dem Kosmos

Aktuelles

×
× Event Bild

×
×

Durchsuchen Sie unsere 7185 Artikel

Wetterprognose Gemeinde Teufen

HEUTE

25.04.24 17:0025.04.24 18:0025.04.24 19:0025.04.24 20:0025.04.24 21:00
6.5°C5.6°C4.3°C2.9°C2°C
WettericonWettericonWettericonWettericonWettericon

MORGEN

26.04.24 05:0026.04.24 09:0026.04.24 12:0026.04.24 15:0026.04.24 20:00
2°C7.5°C10.3°C11.5°C7.5°C
WettericonWettericonWettericonWettericonWettericon