«Wir-Gefühl schneller entwickelt als erwartet»

17.04.2014 | Erich Gmünder
spitex john frey (53)
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«Entscheidend ist die Zufriedenheit der Kundschaft»: Gerhard Frey (rechts) und
Roman John vor der Geschäftsstelle der Spitex Rotbachtal im Haus AWG Gremm.
Foto: EG

Interview: Erich Gmünder

Am kommenden Samstag, 26. April, findet in Bühler die erste ordentliche Hauptversammlung der Spitex Rotbachtal statt. Wir zogen Bilanz mit dem Präsidenten, Gerhard Frey, ehemaliger Gemeindepräsident von Teufen und Geschäftsführer Roman John.

Der Kanton wollte eine kantonsweite Fusion, Teufen hat sich für einen dritten Weg entschieden: Fusion im Kleinen, mit der Spitex Bühler-Gais, um die Eigenständigkeit zu bewahren. Wie hat sich das bewährt?

Gerhard Frey: Ich finde, es ist der richtige Weg. Es braucht ein Optimum zwischen betriebswirtschaftlicher Effizienz und Nähe zu den Klienten. Das haben wir im Rotbachtal: Wir haben genügend Nähe und mit über 10‘000 Einwohnern doch auch eine genügende Grösse für betriebswirtschaftliche Resultate. Zwar liegen uns da noch keine definitiven Zahlen vor, die müssen wir erst noch erarbeiten. Wenn eine Organisation zu gross ist, entsteht ein Wasserkopf. Entscheidend ist doch die Zufriedenheit der Kundschaft, und die ist gross.

Gab es keine negativen Reaktionen?

Frey: Wir haben im Vorstand ein Dauertraktandum Rückmeldungen, es wurde bis jetzt noch nie benutzt, keine einzige negative Rückmeldung.

Roman John: Ein neuer Kunde in Gais hat uns erzählt, dass er sich gegen die Fusion gesträubt hatte, weil er die neue Organisation zu gross fand, zu unpersönlich. Das habe sich dann aber überhaupt nicht bewahrheitet und er ist nun zufrieden.

Wie sind Sie mit diesen Ängsten umgegangen?

John: Die Ängste waren in Bühler und Gais sicher grösser als in Teufen. Wir haben diese ernst genommen und in Gais und Bühler eine Sprechstunde geführt. Die mussten wir nach drei Monaten einstellen, weil sie nicht beansprucht wurde, von keiner einzigen Person.

Ich glaube, wir sind im Rotbachtal zu einer echten Einheit zusammengewachsen, auch wenn die Spitex jetzt von Teufen aus startet. Das Wir-Gefühl hat sich schneller entwickelt, als ich mir vorgestellt hatte. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betrachten das grössere Einzugsgebiet als Bereicherung für ihre Arbeit. Es ist ja auch von der Wegzeit her gut machbar, man sitzt nicht stundenlang im Auto.

Wäre es nicht naheliegender gewesen, das ganze Mittelland zusammen zu legen?

John: Wir haben mit Bühler und Gais bereits vor der Fusion partnerschaftlich zusammengearbeitet. Im Rotbachtal mit seinen gewachsenen Strukturen hat sich eine engere Zusammenarbeit fast aufgedrängt. Mit Speicher und Trogen wäre das schwieriger geworden, da wären verschiedene Kulturen aufeinander geprallt und da wäre allein schon die Frage, wo die Geschäftsstelle ihren Sitz hat, ein Thema geworden.

Ich weiss von anderen Regionen, wo es grosse Zusammenschlüsse gab. Da ist man schon wieder am Diskutieren, wie man redimensionieren kann.

Die Fusion der Spitex als Vorbild für eine Gemeindefusion im Rotbachtal?

Frey: Bei Gemeinden mit weniger als 1000 Einwohnern kann eine Fusion durchaus Sinn machen. Die Rotbachgemeinden sind alle grösser. Aus meiner Sicht braucht es auch in Zukunft je ein Gemeindehaus in Gais, Bühler und Teufen. Das heisst aber nicht, dass man an jedem Ort die ganze Palette an Dienstleistungen erbringen muss. Das Zivilstandsamt für Teufen ist jetzt in Bühler. Umgekehrt ist das Grundbuchamt für Bühler in Teufen. Solche Kompetenzzentren zu bilden ist viel gescheiter als die ominösen Verschmelzungen.

Ein Teufner Spezialfall ist die Hermine-Sturzenegger-Stiftung.

Wie hat sich diese ausgewirkt? John: Für uns ist es schon immer klar gewesen, dass Spitex nicht nur Krankenpflege umfasst, den sogenannt kassenpflichtigen Teil. Um zu Hause leben zu können, braucht es auch eine saubere Wohnung, jemanden, der posten geht, eine warme Mahlzeit liefert oder einen Rotkreuz-Fahrdienst vermittelt und die Angehörigen entlastet. Die Minimalstandards, die der Kanton heute vorschreibt, haben wir mehrheitlich vor 16 Jahren erfüllt. Das war nur dank der Stiftung möglich, und von diesen Strukturen profitieren heute auch Bühler und Gais.

Frey: Das zeigt sich jetzt auch in der Statistik. Die 125 Alters- und Pflegeheimplätze, die wir vor zehn Jahren für Teufen errechnet haben, genügen immer noch. Das hat auch damit zu tun, dass die Leute dank der Spitex und dem Grundsatz «ambulant vor stationär» länger zu Hause bleiben können und nicht die hohen Kosten einer stationären Pflege verursachen.

Wer profitiert heute von der Stiftung?

Frey: Seit die Spitex eine öffentliche Aufgabe ist und von der Gemeinde mitfinanziert werden muss, unterstützt die Stiftung nur noch gezielt bedürftige Personen aus Teufen bei Leistungen, die nicht von der Krankenkasse bezahlt werden, z.B. in der Hauswirtschaft.

Erste Mitgliederversammlung der Spitex Rotbachtal: Samstag, 26. April, 14.15 Uhr, Gemeindesaal Bühler. Anschliessend Vortrag von Mäddel Fuchs über sein Buch «Hag um Hag».

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