Baumemorandum als Leitfaden für die bauliche Entwicklung

11.01.2018 | TPoscht online
2018-01-11 dorf ansicht altes Teufen
Alte Bilder können Ideen liefern, wie sich das Dorf weiterentwickeln kann: Dorfplatz in Teufen um 1900. Abbildung: zVg.

Wie soll die Dorfgestaltung in Teufen in Zukunft aussehen? Dieser Frage widmet sich eine Arbeitsgruppe unter der Leitung von Gemeinderätin Pascale Sigg. Dabei geht es darum, gestalterische Zielvorstellungen für die verschiedenen Dorfteile zu definieren. Um dies zu erreichen, wird ein Arbeitsinstrument, das so genannte Baumemorandum, entwickelt.

Im folgenden Gespräch äussert sich Sascha Koller, Architekt und Mitglied der Arbeitsgruppe „Gestaltung Dorfzentrum Teufen“ über Visionen, Gestaltungsmöglichkeiten und bauliche Entwicklungen des Dorfes.

Interview: Richard Fischbacher*

Warum braucht Teufen ein Baumemorandum?

Sascha Koller: Die Idee ist, eine architektonische Analyse der Quartiere und Weiler insbesondere im Hinblick auf vertraute Bilder, Formen, Farben und Materialien zu erstellen. Es soll eine Grundlage für die Formulierung von Zielsetzungen zur gestalterischen Entwicklung des Dorfes sein. Das bietet die Gelegenheit, für später festzustellen, was erforscht wurde und welcher Bestand damals vorhanden war. Im Weiteren können daraus allfällige Entwicklungsszenarien abgeleitet werden. Kurz gesagt: Es entstehen Entscheidungsgrundlagen. Das Baumemorandum bietet die Gelegenheit, Teufen als Ganzes zu analysieren und nicht nur Teilbereiche, wie das bis jetzt geschehen ist.

Was heisst das konkret?

Wenn ich alte Bilder von Teufen betrachte, so stelle ich fest, dass wir z.B. früher einmal einen Dorfplatz hatten. Dieser wurde dann durch die Infrastrukturbauten aufgehoben. Solche Hinweise können auch Ideen darüber liefern, wie – um beim Dorfzentrum zu bleiben – es in Zukunft aussehen könnte.

Das tönt alles schön und gut. Aber, ist denn ein solches Baumemorandum nur für Spezialisten gedacht und Laien bleiben aussen vor?

Keineswegs. Ein Baumemorandum wird in einer Sprache verfasst, die auch für Laien verständlich ist. Wichtig in diesem Zusammenhang ist zu wissen, dass ein Baumemorandum kein Gesetz ist. Es soll Chancen aufzeigen und ein Leitfaden für die bauliche Entwicklung sein.

Also wird es ein unabdingbares Instrument für die Arbeitsgruppe werden, die die Aufgabe hat, Vorschläge über das Potential für die Entwicklung des Dorfzentrums sowie Optionen aufzuzeigen?

Nicht nur. Der Arbeitsgruppe obliegt aufzuzeigen, was an Optionen für die Zukunft möglich ist. Ein Baumemorandum sollte aber nicht nur Möglichkeiten für die unmittelbare Zukunft aufzeigen, sondern auch – sagen wir – für die nächsten dreissig bis fünfzig Jahre.

Der Auftrag für ein solches Baumemorandum ist Prof. Christian Wagner in Chur erteilt worden. Wie lautet der Auftrag konkret an ihn?

Es geht vor allem darum, die vorhandenen historischen und neuzeitlichen Merkmale mit siedlungsprägendem Charakter in den einzelnen Weilern zu ermitteln und die gestalterischen Eigenschaften des Siedlungsgebietes und die spezifischen Besonderheiten innerhalb des Parameters zu analysieren. Dazu gehören auch Fotoaufnahmen und die Auswertung der Bilder mit den historischen Strassenzügen und die Analyse der Fassaden.

Neben Christian Wagner beschäftigt sich noch ein weiteres Büro mit dem Potential einer möglichen Entwicklung in Teufen. Warum noch ein weiteres Büro?

Das Büro, welches Sie ansprechen, sind die Landschaftsarchitekten von „Kollektiv Nordost“. Neben den klassischen Disziplinen wie Städtebau, Objektplanung und Gartenkunst geht es hier um die eigentliche Aussenraumgestaltung, in unserem Fall um ländlich geprägte und periurbane Räume. „Kollektiv Nordost“ hat die Aufgabe, die Aussenräume im Dorfzentrum zu analysieren, Schnittstellen und Handlungsspielräume aufzuzeigen. Die Ergebnisse daraus sollen die Grundlage für die weiteren Planungsschritte sein. Eine solche Analyse braucht es, um zu verhindern, dass bei einem Varianzverfahren später zu viele Lösungen präsentiert werden, welche sich grundsätzlich unterscheiden.

Durch Ihre Aussagen könnte für Aussenstehende bald einmal der Eindruck entstehen, dass vieles durch viele Personen analysiert wird ohne dabei konkrete Ergebnisse auf dem Tisch zu haben. Täuscht dieser Eindruck?

Ja, dieser Eindruck täuscht. Neben dem vorhin erwähnten Dorfzentrum besteht in Teufen die Parkierungsthematik. Wenn wir im Dorf etwas Neues gestalten wollen, müssen zwangsläufig Parkplätze verschoben werden. Deshalb gilt es nach Ersatzlösungen oder Strategien mit einem Mehrwert zu suchen. Diese Aufgabe haben die Studenten der HTW Chur übernommen, wie bereits im Herbst kommuniziert. Mit wenig Finanzaufwand werden wir innert relativ kurzer Zeit entsprechende Lösungsansätze erhalten, die dann weiter verfolgt werden. Die Gefahr, dass die Ergebnisse aus den Analysen in einer Schublade verschwinden, besteht überhaupt nicht.

Wann ist mit Ergebnissen zu rechnen?

Noch diesen Monat werden den Mitgliedern der Arbeitsgruppe erste Ergebnisse von „Kollektiv Nordost“ über das Potential der Dorfentwicklung vorliegen, was den Aussenraum betrifft. Im Februar stellen dann die Studenten ihre Arbeiten vor. Eine öffentliche Orientierung ist für Mittwoch 14. Februar 2018 vorgesehen, wo umfassend über den Stand der Arbeiten informiert wird.

Sascha Koller (50) ist Mitglied der Arbeitsgruppe „Gestaltung Dorfzentrum Teufen“. 1993 hat er das Studium als Architekt an der ETH Zürich abgeschlossen. Seit zehn Jahren ist er selbständig. Er betreibt in Teufen unter dem Namen SAKO Sascha Koller Architekt ETH/SIA ein eigenes Büro.

*Richard Fischbacher begleitet die Kommunikation der Arbeitsgruppe Gestaltung Dorfzentrum

 

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