Besuch im Brandherd

06.10.2023 | Timo Züst
Alwin_Feuerwehr_Portugal (6)
Impressionen von Alwin Haslers Feuerwehr-Besuch in Portugal.

Evakuierte Dörfer, Meterhohe Feuerwände, ein von Rauch verdunkelter Horizont: Diesen Sommer waren Waldbrände in den Medien besonders präsent. Wie sie bekämpft werden, hat Feuerwehrmann Alwin Hasler hautnah miterlebt – während eines «Austauschs» bei den portugiesischen Kollegen. Es waren drei intensive und heisse Wochen.

«Gerade ist es ruhig. Kein grosses Feuer.» Alwin Hasler legt sein Smartphone auf den Holztisch in der «Blume». Darauf ist der Google-Maps-Ausschnitt Portugals zu sehen. Jetzt Anfang Oktober kann es durchaus vorkommen, dass auf der «Fogos»-App keine Feuer angezeigt werden. Anders im Hochsommer: «Während ich dort war, brannte es eigentlich immer irgendwo.» Diese Feuer werden in den regionalen Einsatzzentren erfasst und die Daten in die Applikation eingespeist. So können sich portugiesische und spanische Feuerwehrleute in Echtzeit über die Entwicklung der Brände informieren. Bei Grosseinsätzen ist das für die Koordination unverzichtbar. Alwin Hasler zeigt einen Screenshot eines solchen Brandes: «Hier waren über 400 Feuerwehrleute, 50 LKW, 8 Helikopter und 2 Flugzeuge im Einsatz.» Lösch- und Feuerwehrarbeit ist nichts Neues für Alwin Hasler. Seit 34 Jahren ist er hauptberuflich für die Feuerwehr der Stadt St. Gallen im Einsatz – von 2010 bis 2019 war er zudem Kommandant der Feuerwehr Teufen Bühler Gais. Trotzdem haben ihn die drei Wochen in Portugal geprägt. «Am beeindruckendsten? Vermutlich die völlig anderen Dimensionen.»

Brennende Wälder

Portugal ist kein Neuland für Alwin Hasler. Er ist häufig zu Gast: Seine Partnerin Maria Correia Casimiro stammt von hier. Ausserdem eignet sich die Weite des portugiesischen Mittellands gut für Offroad-Abenteuer; eines von Alwin Haslers Hobbys. Aber die trockenen, mit Wald überzogenen Hügel bieten, eben auch einen hervorragenden Nährboden für Waldbrände. Zwar war hier heuer kein «Ausnahmejahr», aber «von Mai bis Oktober brennt es fast immer». Mit der Feuerwehr hatte Alwin Hasler bisher hauptsächlich über einen Mittelmann Kontakt. Er hilft ihm jeweils, ausgemusterte Schutzkleidung und Helme nach Portugal zu schaffen. Dort sind diese sehr willkommen und oft noch jahrelang im Einsatz. «Man kann dir Organisation der Feuerwehr in Portugal nicht mir derjenigen hier vergleichen. Das gilt auch für die Finanzierung.» Das Geld ist bei portugiesischen Feuerwehren trotz ihrer essenziellen Arbeit oft knapp. Entsprechend lang sind Fahrzeuge und Ausrüstung im Einsatz. «Es ist nicht ungewöhnlich, dass ein Tanklöschfahrzeug zwischen 300’000 und 400’000 Kilometer auf dem Tacho hat. Und das trotz herauforderndem Terrain.» Aber nicht nur die Naturstrasse fordern die Feuerwehrleute – auch das Klima ist kräftezehrend. Zwar ist die Luft deutlich trockener als in der Schweiz, aber während Alwin Haslers Aufenthalt kletterte das Quecksilber mehrmals auf über 40 Grad. «Wenn du in diesen Temperaturen in Vollmontur einen aufkeimenden Waldbrand löscht, bist du danach fix und fertig.»

Im Rauch

Waldbrände halten keine Bürozeiten. Während der Saison sind die portugiesischen Feuerwehren deshalb Tag und Nacht in Bereitschaft. «Und in den Einsatzzentralen herrscht sowieso 24 Stunden Betrieb.» Dort begann Alwin Haslers dreiwöchiger «Crashkurs». Für solche Weiterbildungs-Reisen ermöglicht die Berufsfeuerwehr den Bezug bezahlter Ferien. Organisieren musste der ehemalige TBG-Kommandant den Aufenthalt aber selbst. «Das war kein Problem. Die Kommandanten waren sehr hilfsbereit und haben sich über den Besuch gefreut. Nur die Feuerwehrleute fanden mich wohl anfangs etwas seltsam.» Der Grund: In Portugal ist die Feuerwehr nach wie vor militärisch-hierarchisch organisiert. «Sie konnten es anfangs kaum glauben, dass ein Kommandant mit ihnen im Massenschlag übernachten und an die Front fahren will. Aber nach einer Weile hatten sie sich an mich gewöhnt.» Während der kurzen aber intensiven Zeit hat sich dann auch eine tiefe Freund- und Kameradschaft entwickelt. «Wir haben rasch gemerkt, dass wir gleich ‘ticken’.»

Nach dem Besuch eines Einsatzzentrums bei Rio Maior – rund 80 Kilometer von Lissabon entfernt – ging es für Alwin Hasler etwas weiter ins Landesinnere nach Chamusca. Dort erlebte er seine ersten Waldbrand-Löscheinsätze. «Es ist beeindruckend, wie effizient die verschiedenen Feuerwehren zusammenarbeiten. Aber auch, wie viel Material es braucht, wie gross die Räume sind und was für eine Hitze und wieviel Rauch so ein Brand entwickelt.» Bei Waldbränden gilt generell: Je schneller, desto besser. «Löschen ist irgendwann nicht mehr möglich. Dann geht es ums Eindämmen.»  tiz

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