Bevor die Bäume fallen

06.10.2020 | Timo Züst
Forstarbeiten_Haldenstrasse_Speicher (7)
Für die Forstarbeiten entlang der Haldenstrasse sind zehn Tage eingeplant. Fotos: tiz

Die Kantonsstrasse zwischen Speicher und Speicherschwendi ist seit Montag und bis am 16. Oktober zwischen 7:30 und 17 Uhr gesperrt. Der Grund: Das Forstamt Teufen führt im Auftrag des Kantons der Strasse entlang Forstarbeiten durch. Die Fällungen dienen der Sicherheit und der Waldpflege.

«Du wirst zünftig nach links drücken müssen. Aber du hast bestimmt etwas Kraft, oder?» Die Frage richtet sich an Roger Hobi. Er ist Chauffeur des roten Fällbaggers. Seit Montag ist die 35 Tonnen schwere Maschine auf der Haldenstrasse in Speicher im Einsatz. Und Kraft hat sie. Der «Woodcracker» am Ende des Hydraulik-Arms kann Baumstämme bis zu einem Durchmesser von 50 Zentimetern durchtrennen. Das ist allerdings nicht immer die beste Vorgehensweise. Der Baggerführer erklärt: «Die Zange schneidet das Holz nicht, sondern kappt es. Das verletzt die Struktur des Stamms.» Deshalb zwackt der Bagger hauptsächlich abstehende Äste und Brennholzsortimente ab. Der eigentliche Stamm wird dann herkömmlich mit der Motorsäge durchgetrennt. Aber auch dabei ist die grosse Maschine eine wertvolle Unterstützung. «Er kann den Fall des Baums kontrollieren. Das gibt uns zusätzliche Sicherheit», sagt Ramon Inderbitzin, Forstwart beim Forstamt Teufen. Er und seine drei Teamkollegen arbeiten mit dem Baggerführer des gemieteten Fällbaggers aus Valens zusammen. Die Alternative zum konventionellen Fällen wurde aus Effizienz- und Sicherheitsgründen gewählt. So können Fahrbahn und Geländer besser geschützt und auf aufwändige Sicherungen im stark abfallenden Gelände kann verzichtet werden. Die Kommunikation im neu geschaffenen Team funktioniert nach zwei Tagen bereits perfekt. «Das muss sie auch. Davon hängt die Sicherheit aller Beteiligten ab», sagt Forstamt-Leiter Thomas Wenk. Für den reibungslosen Ablauf sorgen zudem Konrad Bodenmann am Steuer Rückerfahrzeug mit Kran, ein Forstwart aus dem Nachbarbetrieb Gais und der Lernende Markus Räss. Die beiden entasten die Stämme und führen die Sortimentstrennschnitte aus.

Was wird aus dem Holz?

Wie bei solchen Forstarbeiten üblich gingen den Fällungen Verhandlungen mit den privaten Waldbesitzern voraus. Diese haben die Möglichkeit, das auf Kosten des Kantons bereitgestellte Holz gegen einen vorgängig definierten Preis zu kaufen oder es dem Kanton zu einem Fixpreis von 5 Franken pro Ster zu überlassen. Daraus wird Brennholz gewonnen. Der Rest wird vom Forstamt Gais zu Schnitzeln verarbeitet und später in der Holzschnitzelheizung Speicher (SAK) verwertet.

Schutzwald und Abstand

Die Arbeiten waren schon länger geplant. «Wir bereiten uns seit eineinhalb Jahren auf dieses Projekt vor», sagt Remo Gmünder. Er ist als kantonaler Strassenkreisinspektor im Strassenkreis Heiden für diese Kantonsstrasse zuständig. Dazu gehört auch das Waldmanagement. In diesem Fall betrifft das zwei Themen: Schutzwaldpflege und Einhaltung von Mindestabständen. «Das Gesetz verlangt, dass Hochstammbäume bis zu einer Distanz von fünf Metern ab Fahrbahnrand gefällt werden müssen.» Die Gründe: Einerseits können sich in den Baumkronen grosse Schneemengen ansammeln und diese instabil machen oder als «Lawine» auf die Strasse rutschen. Und andererseits erhöht die Nähe der Bäume zur Strasse die Wahrscheinlichkeit, dass bei Sturm ein geschwächter Baum auf die Fahrbahn fällt. Die Regeln wären also klar. Einfach umzusetzen sind sie aber nicht immer. Denn für die aufwändigen Forstarbeiten müssen die oft vielbefahrenen Strassen mehrere Tage gesperrt werden. «Wann immer möglich zielen wir deshalb auf die Schulferien. Das entlastet insbesondere das Postauto, das hier sonst durch müsste», erklärt Remo Gmünder. Die Kosten für den zehntägigen Einsatz belaufen sich auf rund 40’000 Franken. Getragen werden sie von Kanton und Bund. Die Gelder des Bundes (rund 10’000 Franken) sind allerdings zweckgebunden. Sie kommen dem Schutzwald oberhalb der Strasse zugute.

Ahorn und Buche statt Fichte und Eschen

Ein roter Farbpunkt besiegelt das Schicksal der Bäume. Diese markierten Stämme werden in den kommenden Tagen gefällt. Unterhalb der Strasse greift das Forstamt Teufen dafür auf die Hilfe des Fällbaggers zurück. Etwas komplizierter wird es im steilen Waldstück oberhalb der Fahrbahn. «Wie wir das genau angehen, müssen wir noch anschauen», sagt Leiter Thomas Wenk. Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten: Die Bäume werden mithilfe eines LKW-Krans gesichert und gefällt. Oder sie müssen einzeln gegen die Hangrichtung zum Fall gebracht und über die Wiese abtransportiert werden. «Natürlich wäre uns ersteres lieber. Aber die Sicherheit geht vor. Ist die Distanz für den Kran zu gross, müssen wir umdisponieren.» Welche Bäume gefällt werden, weiss Thomas Wenk aber schon. Sie sind bereits angezeichnet. Anders als bei den Stämmen, die der Strasse schlicht zu nahe kommen, ist hier im Schutzwaldperimeter allerdings etwas anderes entscheidend: die Baumart. «Der Bund bzw. das Bundesamt für Umwelt BAFU schreibt vor, welche Arten sich an welchem Standort eignen. Daran haben wir uns zu halten.» Für diese Vorgaben werden verschiedene Standortsfaktoren berücksichtigt: Art des Untergrunds, Topographie, Höhenlage oder Hangneigung. Für den Wald oberhalb der Haldenstrasse sieht der Bund insbesondere Buche (im Idealfall mind. 60 Prozent) und Bergahorn vor. Gar nicht geeignet sind Fichten und Eschen. «Sie müssen definitiv raus. Das wird die Arbeit von nächster Woche.» tiz

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