Die Ferieninsel am Hinterrad

17.01.2020 | Timo Züst
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Der 42-jährige Teufner Daniel Camen restauriert Wohnwagen, ist Kletterlehrer und Handwerker. Fotos: tiz

Timo Züst

Seit heute Vormittag hat auf dem Olma-Areal die Ferienmesse «Grenzenlos» geöffnet. Noch bis Sonntag lassen sich Besuchende hier für ihre Freizeit inspirieren. Mit dabei ist auch ein Teufner: Daniel Camen. Sein Stand ist eine Erlebniswelt für sich

Die Orientierung fällt anfangs nicht leicht. Da steht ein knallroter Land Rover Defender. Auf dessen Dach thront ein handgefertigtes Grönland-Kajak, das deutlich länger ist als der kurze «90er». Das Auto lässt sich unschwer als Zugfahrzeug des historischen Wohnwagens dahinter identifizieren. Gebaut wurde dieser Anhänger vor 50 Jahren. Sein Alter ist in Grösse, Form, Design und Farbgebung erkennbar. Der allgemeine Zustand und die Innenausstattung aber machen deutlich, dass er komplett restauriert wurde. Damit hört die Entdeckungsreise aber noch nicht auf. Dominiert wird der Stand von einer merkwürdigen, anthrazitfarbenen Holzkonstruktion. Ein erster Hinweis auf deren Funktion liefern die farbenfrohen, aufgeschraubten Griffe – ein Kletter- bzw. Boulderwürfel. Und wer es zur Spitze geschafft hat, darf als Belohnung die seitlich montierte Holzrutschbahn hinuntersausen. Verantwortlich für dieses Outdoor-Sammelsurium in der Halle 9 der Ferienmesse «Grenzenlos» auf dem Olma-Areal ist der Teufner Daniel Camen. Wie die Teile zusammenpassen, erklärt er gerade einem neugierigen Besucher: «Das ist eine Art Gesamtinstallation meines Lebens. Wohnwagen, Campen, Handwerk und Klettern.» Nach einer kurzen Pause folgt noch der Hinweis: «Aber alles professionell.» Wie er das meint, zeigen die Logos auf dem Willkommens-Desk: Insel auf Rädern, Kletterwelt und Camen Handwerk. Auf diese drei Unternehmungen verteilt Daniel Camen seine Schaffenskraft. Sie sind gleichzeitig Beruf, Hobby und Leidenschaft.

Einfach anpacken

Der 42-jährige Daniel Camen lebt seit 2008 in Teufen. Aufgewachsen ist er im St. Gallischen. Dort, in Untereggen, ist die Camen Handwerk AG daheim. Ein Holzbauunternehmen, das auch diverse Kurse anbietet. Zum Beispiel für ein selbstgebautes Grönland-Kajak. Daniel Camen ist Teil des Teams. Geführt wird es von seinem Bruder. Diese Woche war der gelernte Zimmermann auch für das Familienunternehmen unterwegs – am WEF in Davos. «Wir haben dort für IKEA einen Messetand gebaut. Die waren richtig begeistert», erzählt er. Dieses Engagement ist verantwortlich dafür, dass er kurz nach Messeeröffnung am Freitagvormittag noch die letzten Teile an seinen Boulderwürfel schraubt. «Ich war diese Woche voll im Schuss.» Der Würfel ist der Grund, warum Daniel Camen heuer bereits zum dritten Mal einen so grosszügigen Stand an der Ferienmesse aufbaut. Die Messeleitung freut sich über den Würfel als Attraktion und stellt dafür im Gegenzug den Standplatz zur Verfügung. Die Rutschbahn zeigt übrigens nicht zufällig auf den Nachbarstand der Kletterhalle St. Gallen: «Sie bildet sozusagen die Verbindung zwischen uns.» Bis vor einigen Jahren war Daniel Camen noch bei der Kletterhalle angestellt. Er ist nicht nur Zimmermann, sondern auch ausgebildeter Kletterlehrer und Ergotherapeut. Schliesslich zog es ihn aber nach draussen.  Sein langjähriger Freund Fabio Lupo gründete die „Kletterwelt“ und Daniel Camen stiess zum Team. Heute bieten sie Ausbildungen, Touren, Ferien und Abenteuer an. Natürlich alles rund ums Klettern. «Aber wir arbeiten auch heute noch eng mit der Kletterhalle zusammen.» Damit wären zwei der Logos erklärt. Und was steckt hinter den «Inseln mit Rädern»?

Kein Plastikschock

Daniel Camen ist Naturmensch und Handwerker. Und wie es sich für seinen Menschenschlag gehört, hatte er vor Jahren einen Bus gekauft und eigenhändig umgebaut. Damit waren er und seine Partnerin lange auf Reisen – ohne Anhänger. «Damals konnte ich mir überhaupt nicht vorstellen, so einen riesigen Wohnwagen hinter mir nachzuziehen.» Aber der Platz in einem Campingbus ist begrenzt. Insbesondere für Familien kann das zu einer Herausforderung werden. «Dieser Gedanke hat mich beschäftigt. Es gibt so viele junge Familien, die gerne campen gehen. Aber vielen passen die neuen Wohnwagen nicht.» Das liege nicht bloss an deren Grösse. Sondern auch an den Materialien. «Wenn man draussen in der Natur ist, von den Farben, Gerüchen und Materialien inspiriert, ist der viele Plastik in den Wohnwagen ein richtiger Schock.» Seine Lösung: Die Inseln auf Rädern. Dazu sucht er im Internet nach kleineren Wohnwagen älteren Baujahrs. Diese bringt er in Zusammenarbeit mit einem auf Anhänger-Bau spezialisierten Unternehmen technisch wieder in Schuss. Anschliessend haucht er ihnen mit frischer Optik und handgefertigter Innenausstattung neues Leben ein. «Dabei orientiere ich mich in vielerlei Hinsicht am Bootsbau.» Das hat den Grund, dass dort meist mit nachhaltigeren Materialien und viel Holz gearbeitet wird. «Das macht den Innenraum gemütlich und bringt ihn materiell, aber auch in der Haptik, der Natur näher.» Daniel Camen hat vor fünf Jahren mit dem Projekt «Insel auf Rädern» gestartet. Mittlerweile wendet er dafür rund 50 Prozent seiner Zeit auf. Die Wohnwagen bietet er zum Kauf und zur Miete an. Dank seines grossen Bekanntenkreises und der Aktivität auf Social Media findet das Angebot Anklang – es dürfte aber noch mehr sein. Und natürlich hat er bereits die nächste Vision: «Am liebsten würde ich einen eigenen Wohnwagen konzipieren.» So könnte er einerseits das gesamte Design den heutigen Ansprüchen anpassen. Und andererseits würden die Aufwände kalkulierbarer. «Ein 50 Jahre alter Wohnwagen ist immer eine Wundertüte.»

Und wer mietet die «Inseln»? «Das sind Menschen, die bewusst Ferien machen und die Natur spüren wollen. Die Nachhaltigkeit ist übrigens ein weiterer Grund, warum ich so vom Wohnwagenkonzept überzeugt bin. Egal, welche Antriebstechnik sich in Zukunft durchsetzen wird, ein Anhänger kann man immer ziehen.»

Das vierte Logo


Nebst der Insel auf Rädern, der Kletterwelt und dem Camen Handwerk befindet sich noch ein viertes Logo auf dem Willkommens-Desk: Brennweite Fotografie. Dahinter steht der 39-jährige Appenzeller Simon Kaufmann. Der Sozialpädagoge arbeitet in Teufen – im Sonderschulheim Bad Sonder. Nebenberuflich ist er als Fotograf tätig. Am liebsten ganz weit draussen in einer stürmischen Gipfelnacht, «weil dann die spannendsten Fotos entstehen können».

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