Agnes Benz bei einem Besuch in Senegal. Foto: zVg
Die Katholische Pfarrei Teufen Bühler Stein sammelt ab dem 15. Juni Kleider- und Sachspenden. Die Non-Profit-Organisation Hand für Afrika wird sie später nach Senegal transportieren. Dort sollen sie helfen, die Bürde der Corona-Krise etwas zu erleichtern.Gründerin und Präsidentin des Vereins ist die 72-jährige Agnes Benz aus dem Riethüsli. Seit 20 Jahren organisiert sie über «Hand für Afrika» Lieferungen von Hilfsgütern, unterstützt lokale Projekte und pflegt intensive Beziehungen zum Bistum in Senegal. Die jetzige Situation bereitet ihr grosse Sorgen. Die TP hat mit ihr telefoniert:Frau Benz, wann waren Sie das letzte Mal in Senegal?
Das war Ende November, Anfang Dezember des vergangenen Jahres.
War auch für diese Jahr eine Reise geplant?
Ja. Anfang März wären wir mit einem Team von Medizinern nach Senegal gereist. Wir hätten dort in einer der Krankenstationen ausgeholfen. Dafür war schon alles organisiert. Patiententermine standen fest und Medikamente waren bereit für den Transport. Aufgrund der Corona-Krise mussten wir dann aber natürlich alles absagen. Das war traurig für uns – und für die Betroffenen in Senegal.
Wie schwierig ist es, die Lage im Land von hier aus einzuschätzen?
Das ist eigentlich kein Problem. Wir stehen ständig in Kontakt mit dem dortigen Bistum bzw. dem Bischof. Er berichtet uns aus erster Hand.
Und wie ist die Situation?
Für viele Familien ist die Lage prekär. Anders als bei uns galt während des Lockdowns auch eine strikte Ausgangssperre. Das bedeutet, die Menschen konnten nicht arbeiten und kein Geld verdienen. Nun wird das Ganze zwar langsam etwas gelockert. Aber die Schulen öffnen am 2. Juni beispielweise nur für Examen-Klassen.
Ich vermute, für die dortige Bevölkerung ist es eher schwierig, finanzielle Unterstützung vom Staat zu erhalten.
Solche Instrumente gibt es schon. Aber natürlich nicht in gleichem Ausmass wie bei uns. Und sie nützen sowieso nur der arbeitenden Bevölkerung in den Städten. Ein grosser Teil der Menschen lebt aber als Bauern auf dem Land. Ihnen gehen nun langsam die Vorräte aus – und die Regenzeit steht an. Anpflanzen können sie erst wieder, wenn diese vorbei ist.
In Teufen werden ab Mitte Juni Kleider- und Sachspenden gesammelt. Wie gelangen dies überhaupt nach Senegal?
Wir dürfen derzeit das Lager einer Bauernfamilie in Mörschwil nutzen. Dort bereiten wir einen Container vor, der sich Anfang Juli auf den Weg macht. Er wird in den Südosten des Landes geschickt. Dort haben wir vor Kurzem beim Bau von vier Klassenzimmern geholfen. Nun können wir dafür auch Schulmöbel stiften. Es sind ausgemusterte Möbel aus St. Galler Schulhäusern. Und sie sind in einem super Zustand.
Und da haben Kleider noch Platz?
Auf jeden Fall. Kleider- und andere Sachspenden eigenen sich hervorragend als «Lückenfüller». Wann immer wir einen Container verschiffen, versuchen wir, den vorhandenen Platz möglichst gut auszunützen. Denn die Kosten sind am Ende dieselben – aber der Nutzen der Lieferung vergrössert sich mit jedem Stück.
Und der Import der Waren wird funktionieren?
Die zuständigen Behörden haben mir versichert, dass internationale Transporte auch jetzt möglich sind. Und unsere lokalen Kontakte werden sicherstellen, dass die Güter am richtigen Ort landen.
Die Ökonomen spekulieren auch bei uns bereits über die längerfristigen Folgen der Krise. Wie sieht es in Ländern wie Senegal aus?
Das ist heute noch kaum abschätzbar. Einfach wird es sicher nicht. Eine entscheidende Rolle wird die internationale Hilfe spielen. Auch wir versuchen, so gut wie möglich zu helfen. Allerdings fehlen uns für einige Projekte manchmal auch die Gelder. Insbesondere in den vergangenen Corona-Monaten wurde deutlich weniger gespendet als sonst. Wir hoffen, dass sich das bald wieder ändert. tiz
