19.09.2016

Die Viehschau im – und bald vor dem Zeughaus

Die 15. Zwischenstellung ist der Kuh gewidmet.

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Bildbericht: Erich Gmünder

Wenige Tage vor der Viehschau beleben hunderte von Kühen das Mittelgeschoss im Zeughaus. Es sind Bilder des St. Galler Künstlers und Galeristen Francesco Bonanno, der am roten Platz in St. Gallen eine Kunstgalerie, die Macelleria d‘ Arte („Kunstmetzgerei“) betreibt.

Die Kuh begleitet den in Sizilien geborenen und teilweise im Appenzellerland aufgewachsenen Künstler bereits seit 25 Jahren. In dieser Zeit ist er mit seiner Macelleria d’Arte x-mal in der Stadt umgezogen, doch die Kuh ist das beherrschende Motiv in seinem Schaffen geblieben.

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Er verwendet die immer gleiche Vorlage für seine Linoldrucke: Das Profil einer Kuh, bei der die einzelnen Schlachtteile eingezeichnet sind.

Er bestreicht die Vorlage dick mit Farbe und klatscht sie bis zu 200 Mal pro Bild auf die Unterlagen: Kunst- und Kulturzeitungen, Stoffe, kostbare Hölzer, alte Ölgemälde. Diese Technik der seriellen Produktion wurde von Andy Warhol entwickelt. „Nichts, was ihm in die Finger kommt, ist sicher davor, dass darauf nachher nicht eine Kuh abgestempelt wird“, sagte Kurator Ueli Vogt bei der Vorstellung des Künstlers schmunzelnd.

Die roten Platten stammen vom roten Platz in St. Gallen
Die roten Platten stammen vom roten Platz in St. Gallen

So passiert auch zwei Wochen vor der Ausstellung. Als der rote Platz vor seiner Galerie in St. Gallen stellenweise saniert wurde, nahm er einzelne Kunststoffplatten und druckte sein Lieblingsmotiv darauf – sie füllen jetzt eine Wand im Zeughaus.

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Der Künstler und Galerist Francesco Bonanno (rechts) mit einem Besucher.

Mindestens 5000 Mal habe er die Vorlage schon verwendet, erzählte Francesco Bonanno auf Nachfrage an der Vernissage. „Beim 5000. Mal habe ich aber aufgehört zu zählen.“ Kühe sind für ihn aber nicht nur Schlachttiere, sondern faszinieren ihn mit ihrer Ruhe und Geduld und der archaischen, majestätischen Ausstrahlung, wie er dem St. Galler Tagblatt erzählte.

Schönheit und/oder  Leistung?

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Die Vernissage wurde mit einem Instrument aus dem Land der heiligen Kühe musikalisch umrahmt: Felix Falkner spielte auf einem indischen Harmonium.

„Kühe und Ingenieurbaukunst haben viele Gemeinsamkeiten. Auf der einen Seite müssen eine Brücke oder ein Dachwerk etwas leisten, auf der einen Seite müssen sie auch gut aussehen. Dasselbe gilt bei einer Viehschau: Auch eine Kuh muss einerseits schön sein, aber sie soll auch viel Milch und viel Fleisch geben“, sagte Kurator Ueli Vogt.

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Die Viehschau im Zeughaus soll auch die Besucher der traditionellen Viehschau vor dem Zeughaus in das Museum locken.

Seit vier Jahren gibt es das neue Zeughaus bereits, viermal fand in dieser Zeit auf dem Platz vor dem Zeughaus die traditionelle Viehschau statt. „Da hat es immer unheimlich viele Leute, aber niemand kommt ins Museum“, bedauerte Ueli Vogt. Das war der Ausgangspunkt, um eine Ausstellung über Kühe zu machen. Die Idee dahinter: „Wie bringt man diese Leute in ein Museum, das kein Elfenbeinturm sein will, aber doch einen gewissen Anspruch hat?“

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Die Kühe sollen es nun richten, hoffen der Künstler und der Kurator.

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Alpaufzug einmal anders: Der Streifen kann von Hand vor- und rückwärts bewegt werden.

Die Viehschau im Zeughaus

  • Der Künstler als Zuhörer an der Vernissage seiner Kuh-Ausstellung.

  • Felix Falkner spielt auf dem indischen Harmonium Schweizer Kuhreihen.

  • Die Linoldruck-Vorlage wird mehrfach auf dem Untergrund gestempelt.

  • Die roten Platten stammen vom roten Platz in St. Gallen

  • Regelmässiger Gast: Albert Nufer.

  • „Kuhmaschine“ nennt der Künstler den beweglichen Alpaufzug.

  • Christina Schmidheiny (Mitte) sammelt seit 20 Jahren Werke von Bonanno und bezeichnete sich als Fan.

  • Künstlerkollegen unter sich – Hans Schweizer und Francesco Bonanno.

  • Viehschau drinnen – und bald auch draussen.

  • Tage vor der Viehschau – die Autoschau auf dem Zeughausplatz.

Die Ausstellung dauert bis 2. Oktober

 

Die Macelleria d’Arte

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