Das Dach der Gruppenunterkunft Alpstein war undicht. Die Gemeinde konnte mit der Sanierung deshalb nicht länger warten – trotz intensiver Belegung. Auf das neue Dach kommen aber nicht nur Ziegel, sondern auch eine leistungsfähige PV-Anlage.
«Was ist denn das jetzt schon wieder?» Einer der Handwerker legt den Geissfuss zur Seite und greift zur Tigersäge. Dieses Stück Blech lässt sich von Hand nicht vom Untergrund lösen. «Da hat wohl jemand ein paar Angstschrauben gesetzt.» Der Kollege neben ihm lacht, während er ein anderes Blech auf den Stapel wirft. Von dort werden die Überreste des alten Dachs mit dem Kran zu den Trennmulden gehievt. Da liegt nicht nur Blech, sondern auch alte Schindeln und Ziegel. Martin Zoller, Fachverantwortlicher Hochbau bei der Gemeinde, erklärt: «Das bisherige Dach bestand aus drei Schichten. Das Schindeldach diente als Unterlage für das Blechdach. Darauf montierte man schliesslich irgendwann ein Ziegeldach.» Diese drei Lagen müssen die Handwerker nun entfernen. Nur so können sie das Dach frisch isolieren und eine solide Grundlage für das neue Ziegeldach legen. Noch wichtiger als hier auf der Nordseite, wo gerade gearbeitet wird, ist das auf der Südseite. Denn dort wird statt Ziegeln eine Photovoltaik-Anlage installiert.
Durchgehend belegt
Martin Zoller ruft auf seinem iPad das Bauprogramm auf. Die grösste Herausforderung bei diesem Projekt zeigt sich in Form von roten Balken in der ersten Sparte: die Belegung der Gruppenunterkunft. Sie reihen sich beinahe nahtlos aneinander. «Natürlich ist es toll, dass sie so oft gebucht wird. Aber wir hatten deshalb auch keine Chance, das Dach in einer ‚leeren Phase‘ zu sanieren.» Zuwarten war – anders bei der Fassade, bei der kein dringender Handlungsbedarf besteht – aber auch keine Option. Denn: Das Dach war nicht mehr dicht und das eindringende Wasser hätte über längere Zeit grossen Schaden angerichtet. «Wir versuchen deshalb, so rücksichtsvoll wie möglich zu sein. Glücklicherweise haben die Gruppen bisher viel Verständnis gezeigt.» Das Haus ist nun seit rund zwei Wochen eingerüstet. Läuft alles nach Plan, sollten die Arbeiten bis Ende Oktober abgeschlossen sein. Und bisher sieht es gut aus. Sogar die derzeit oft nur schwer lieferbaren PV-Zellen werden rechtzeitig eintreffen. Dabei handelt es sich allerdings nicht um eine Standard-Ausführung.
Komplexe Dachform
Die Führung auf dem Gerüst macht deutlich: Das ist kein Standard-Dach. Es ist auf mehrere Ebenen verteilt, die Schräge ist unterschiedlich stark und es gibt sogar ein kleines Flachdach. «Die meisten PV-Zellen sind nur in einer Normgrösse erhältlich. Damit wären wir hier nicht weit gekommen. Wir haben deshalb einen Schweizer Anbieter kontaktiert, der flexiblere Module anbietet», sagt Martin Zoller. Damit soll es möglich sein, die Südseite komplett mit PV-Zellen auszustatten. Die Anlage wird deutlich mehr Strom produzieren, als die Gruppenunterkunft benötigt. Ein Grossteil davon wird deshalb anfangs zurück ins Netz gespiesen. Aber: Das Gebäude ist heute noch an eine Ölheizung angeschlossen. «Und natürlich versuchen wir, diese alten Heizungen nach und nach zu ersetzen. Gut möglich also, dass wir dann plötzlich auch eine lokale Verwendung für den Strom haben.»
Langlebiges Dach
Eine Dachsanierung ist eine kostspielige Angelegenheit. Für die Arbeiten an der Gruppenunterkunft sind – inklusive PV-Anlage – 370‘000 Franken budgetiert. Eine Investition, die sich laut Martin Zoller lohnt, denn: «Erstens machen wir das Gebäude so wieder für lange Zeit fit. Die PV-Anlage hält mindestens 30, das Ziegeldach 60 bis 80 Jahre. Zweitens bringen wir die thermische Isolation auf Vordermann. Und drittens gewinnen wir eine PV-Anlage im Dorf dazu.» tiz
