Engagierte Lerntherapeutin

17.07.2023 | Alexandra Grueter-Axthammer
Anita Ganzoni_2023 (2)
Anita Ganzoni freut sich auf die ruhigere Zeit. Foto: axa

Alexandra Grüter-Axthammer

Anita Ganzoni ist Lerntherapeutin. Ihre Berufung ist es, mit Jugendlichen zu arbeiten und sie in ihrer Lern-Entwicklung zu unterstützen. Nach 37 Jahren an der Sekundarschule Teufen hört sie per Ende Schuljahr auf.

Steckbrief

Steckbrief Geboren: 1962 Wohnort: Teufen Gelernter Beruf: Handarbeits- und Hauswirtschaftslehrerin Familie: Ehemann Christian, Sohn Manuel (1989) und Tochter Elena (1992) Lieblingsessen: Bouillabaisse im Chastè in Tarasp mit einem Glas Weisswein Bücher auf dem Nachttisch: Klara und die Sonne, Kazuo Ishiguro Frei; Erwachsenwerden am Ende der Geschichte, Lea Ypi; The Big Five for Live von Jon Strelecky Hobbys: lesen, kochen, reisen, Natur

«Man soll aufhören, solange es Spass macht», sagt Anita Ganzoni. Und Freude an der Arbeit habe sie noch immer, auch nach 37 Jahren an der Schule Teufen. Doch sie wünscht sich auch, etwas weniger eingespannt zu sein im System. Mehr über ihre Zeit verfügen zu können.

Aufgewachsen ist Anita Ganzoni in ländlichen Verhältnissen im benachbarten Stein. Zu jener Zeit gab es weder Kindergarten noch eine Bibliothek. Die Schule war für sie ein Ort, den sie liebte, und sie entwickelte eine begeisterte Lernfreude. Ihr wurde bewusst, dass Bildung eine riesige Chance ist, Sprachen öffneten ihr den Weg in die Welt. Als Handarbeits- und Hauswirtschaftslehrerin hatte sie eine Stelle an der Schule in Teufen angenommen. «Damals gab es noch den Wohnzwang, weshalb wir (gerne) nach Teufen gezogen sind», erzählt die 61-Jährige. Nach ihrer Weiterbildung zur Lerntherapeutin, vor über 20 Jahren, entschied sich Anita Ganzoni, sich selbständig zu machen und Lerntherapie anzubieten. Zunächst erhielt sie einzelne Aufträge der Sekundarschule, im Laufe der Jahre stieg die Nachfrage kontinuierlich an. In den letzten Jahren betrug der Anteil der Lerntherapie für die Schule etwa sechzig Prozent, während zwanzig Prozent auf private Aufträge entfielen.

«Als Lehrerin hatte ich das Gefühl, den Bedürfnissen mancher Jugendlichen nicht gerecht zu werden», sagt Anita Ganzoni. Obwohl sie aus pädagogischer Sicht wusste, was sie tun musste, stimmte es oft nicht mit der individuellen Entwicklung der Jugendlichen überein. In der Lerntherapie erlebte sie dann eine andere Dynamik. «Es gibt kein standardisiertes pädagogisches Konzept mehr. Jeder Mensch und jede Situation ist einzigartig und wir finden gemeinsam heraus, was hilft und was möglich ist.» Wenn man Anita Ganzoni zuhört, klingt vieles selbstverständlich und klar. «Kinder sind von Natur aus wissbegierig und lernen gerne, aber nicht immer das, was sie in der Schule lernen sollten.»

Ob sich das Lernen mit den Jugendlichen in den letzten Jahren verändert habe, sei schwierig zu beantworten, allerdings habe sich die gesellschaftliche Relevanz bezüglich eines Studiums verändert: «Die Kanti bedeutet für viele die grösste Anerkennung und vieles im schulischen Umfeld wird darauf ausgerichtet, um anschließend ein Studium anzustreben. Ich bin sehr bildungsfreundlich, jedoch sehe ich auch, dass es für einige Jugendliche zu früh oder im Moment nicht der richtige Weg ist. Wir sollten immer wieder betonen, wie gut unser System für Berufslehren funktioniert, denn danach sind ebenfalls alle Türen offen. Es gibt Jugendliche, für die eine Berufslehre vielleicht besser passt, auch so können großartige Berufswege entstehen.» Aber das sei ja seit längerem bekannt.

Zusätzlich war Anita Ganzoni in den letzten 15 Jahren im Aktionärsrat des Familienunternehmens SIGVARIS GROUP tätig. Das weltweit agierende Unternehmen beschäftigt rund 1600 Mitarbeitende und ihr Mann repräsentiert bereits die 5. Generation der Familie im Unternehmen. Im Aktionärsrat war Anita Ganzoni an den Planungen für den Generationenwechsel beteiligt. Auch in diesem Gremium konnte sie mit ihrem lösungsorientierten Ansatz zum erfolgreichen Gelingen des Generationenwechsels beitragen.

Ganz hört Anita Ganzoni nicht auf mit ihrer Arbeit als Lerntherapeutin und der Lernort im Dachgeschoss vom Hotel Anker bleibt weiterhin bestehen. Vermissen werde sie aber sicherlich das breite Spektrum der Lernthemen der Jugendlichen, wie auch die Zusammenarbeit mit dem Team der Sekundarschule. Wehmütig sei sie jedoch nicht, denn für sie ist klar: «Alles hat seine Zeit und ich bin überzeugt, dass es ein guter Schritt ist.»

Sie freue sich darauf, mehr Zeit für andere Dinge zu haben, wie etwa Lesen und Kochen oder ausgedehnte Spaziergänge in der Natur. Einer ihrer Lieblingsorte im Appenzellerland sei der Gäbris. Zudem stehen gemeinsame Reisen mit ihrem Mann und der Besuch der erwachsenen Kinder, die im Ausland leben, auf dem Programm.

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