Grosses Kino?

08.06.2020 | Timo Züst
Thomas_Lüchinger
Thomas Lüchinger (links) und Samuel Kellenberger in ihrem Studio in St. Gallen. Foto: zVg Im Januar waren der Teufner Dokumentarfilmer Thomas Lüchinger und sein Mitarbeiter Samuel Kellenberger noch voller Vorfreude. Dazu hatten sie allen Grund: Ihr neuer Film «Paths of Life» feierte gerade Premiere und der Kinostart stand kurz bevor. Gezeigt wurde er aber nur zwei Wochen. Der Grund: Corona. Herr Lüchinger, in die Kinos hat es Ihr neuer Film immerhin noch geschafft. Das stimmt (lacht). Er lief kurz vor dem Lockdown an – im «Kinok» beispielsweise am 5. März. Davor hatten wir diverse Premieren gefeiert. Die erste war an den Solothurner Filmtagen. Wir waren aber auch in Winterthur oder Bern. Es hat euch also im schlimmsten Moment erwischt. Die ganze Promotionsarbeit ist verpufft … Das ist richtig. Die Medienarbeit, die Premieren, die Promotion – das alles dient zur Vorbereitung der Schweizer Kino-Auswertung. Sie ist für uns entscheidend. Wie schafft man es als Filmemacher überhaupt in das Programm der Kinos? Nun, aufgrund älterer Projekte wie «Being there – Da sein» haben wir eine eigene Verleihtätigkeit aufgebaut. Das heisst, wir pflegen sehr gute Kontakte zu den Kinos. Das ist wichtig. Denn einem Schweizer Kino wird pro Tag wohl durchschnittlich ein Film angeboten. Die Konkurrenz ist also sehr gross. Ihr sucht euch aber auch die passenden Kinos aus, nehme ich an. Natürlich. Unsere Filme spielen in «Arthouse»-Kinos. Sie sind keine Mainstream-Filme. Mittlerweile sind die Kinos wieder offen. «Paths of Life» spielt seit gestern auch wieder im Kinok. Musstet ihr die Verhandlungen mit den Kinos alle noch einmal führen? Da sind wir gerade mittendrin. Ich kann aber sagen: Es läuft sehr gut. Das liegt sicher auch daran, dass wir bewusst auf ein Online-Streaming-Angebot verzichtet haben. Für unsere Film-Auswertung wäre das zwar attraktiv gewesen, für die Kinos aber überhaupt nicht. Warum? Das Bundesamt für Kultur zahlt den Kinos eine Zusatzprämie für verkaufte Eintritte von Schweizer Filmen. Auch wir als Produzenten erhalten zwar so eine Prämie, sie wird aber erst ab 5000 Tickets ausbezahlt. Anders gesagt: Für die Kinos ist jeder Eintritt für einen Schweizer Film wichtig. Sie sagen, es läuft sehr gut. Trotzdem: Bei den Eintritten werden Sie sicher Einbussen verzeichnen müssen … Wir rechnen mit einem extrem grossen Verlust. Erfahrungsgemäss sind die ersten drei Monate, die der Film im Kino läuft, absolut entscheidend. Bei «Being there – Da sein» haben wir in dieser Zeit 5000 Eintritte verbucht, bei «Paths of Life» waren es bisher natürlich kaum welche. Zudem haben wir jetzt nicht mehr die gleiche Präsenz wie vor einigen Monaten, und die Kinos können aufgrund der Schutzmassnahmen auch nicht gleich viele Gäste empfangen. Was bedeutet das für Ihre Finanzen? Momentan ist noch vieles ungewiss. Der Bund hat für den Kulturschaffenden zwar Ausfallentschädigungen zugesichert. Wie das aber konkret aussehen wird, wissen wir noch nicht. Was ich sagen kann: Wenn wir diese Entschädigungen nicht erhalten, müssen wir ernsthaft über die Bücher. Die Einnahmen aus der Kino-Auswertung dienen uns hauptsächlich zur Finanzierung und Aufrechterhaltung unserer Infrastruktur. Das heisst, sie sind für uns überlebenswichtig. Bei unserem letzten Treffen im Januar sprachen Sie bereits von einem neuen Projekt. Können Sie derzeit überhaupt daran arbeiten? In den vergangenen Monaten haben wir unser «Tagesgeschäft» natürlich massiv reduziert. Aber wir stecken nach wie vor in der Entwicklung eines neuen Projekts, ja. Allerdings gibt es auch hier noch viel Ungewissheit. Denn gefilmt bzw. recherchiert werden, soll in Japan. Geplant war, dass ich im Oktober dorthin fliege. Noch konnte mir die Botschaft aber nichts Konkretes sagen … Und wenn man Sie unterstützen will? Ich nehme an, das Beste wäre, ins Kino zu gehen. Genau! Dabei geht es allerdings in erster Linie nicht nur um uns, sondern um die Kinos. Sie sind momentan natürlich sehr darauf angewiesen, dass die Gäste wieder kommen. Und sie geben sich auch grosse Mühe, die Sicherheit der Besuchenden zu gewährleisten. Das «Kinok» hat beispielsweise versichert, dass die gesamte Luft alle fünf Minuten ausgewechselt wird – und auch die anderen Massnahmen werden minuziös umgesetzt. tiz Hinweis: Hier finden Sie die Kino-Daten zum neuen Film «Paths of Life». 

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