12.09.2018

«Ich will Menschen und ihre Geschichten zeigen»

Der Trogner Filmemacher Thomas Karrer dokumentiert die Entwicklung des Dorfzentrums.

Thomas Karrer erhält den Auftrag, die Entwicklung des Dorfzentrums von Teufen filmisch zu dokumentieren. Foto: zVg.

Interview: Richard Fischbacher*

Ansichtskarten – das waren früher und sind heute noch Zeitdokumente, die veranschaulichen, wie zum Beispiel ein Dorf oder eine Stadt vor einhundert, fünfzig oder zwanzig Jahren ausgesehen hat. Heute haben solche Ansichtskarten zum Dokumentieren längstens ausgedient und moderneren Mitteln Platz gemacht. Der Filmemacher Thomas Karrer aus Trogen wurde beauftragt, eine filmische Dokumentation über die bevorstehenden Veränderungen im Dorfzentrum zu erarbeiten.

Im folgenden Gespräche äussert sich Thomas Karrer über Idee, Konzept und Realisation.

Thomas Karrer, Sie haben bereits eine Dokumentation über die Bauetappen des Alterszentrums Gremm erstellt. Was für Erinnerungen haben Sie daran?

Thomas Karrer: Gute. Damals hielt ich vom Rückbau des Schwesternhauses bis zur Einweihung des Alterszentrums alles fest. Besonders in Erinnerung ist mir geblieben, wie ich eine Bewohnende beim Umzug vom alten Heim ins neue Alterszentrum begleiten durfte, und zwar viele Tage vor der Züglete bis sie sich dort eingelebt hatte.  Die Sorgen und Ängste aber auch ihre Freude über ihr neues Zuhause festzuhalten, das waren besonders eindrückliche Momente.

Eindrücklich dürften auch die nächsten Jahre für das Dorf und speziell die Gestaltung des Zentrums werden. Sie haben von der Gemeinde den Auftrag erhalten, eine Baudokumentation zu erstellen. Welche Ziele setzen Sie sich?

Der Film soll eines, nämlich den Wandel des Dorfzentrums visuell sichtbar machen. Er soll auch als Erinnerungshilfe dienen. Später ist es einmal interessant zu wissen, wie Teufen vor den grossen Veränderungen ausgesehen hat.

Da könnte man aber auch alte und neue Fotos vergleichen, wie das früher mit Ansichtskarten geschehen ist.

Das stimmt. Nur habe ich mit dem Film die Möglichkeit, Menschen und ihre Geschichten zu zeigen. Einwohner sollen zum Beispiel erzählen, wie sie das Dorf als Kind vor siebzig und mehr Jahren wahrgenommen haben. Aber nicht nur die Vergangenheit hat einen Platz sondern auch die Zukunft. Ich denke da vor allem an die Kinder, die zeichnerisch ihre Zukunft skizzieren sollen. Im Weiteren wird mit der Doppelspur und dem neuen Zug der Appenzeller Bahnen das Dorfbild anders geprägt sein. Da stelle ich mir vor, eine Zugfahrt durch das Dorf zu zeigen.

Sie strotzen nur so von Ideen. Aus Ideen wird schlussendlich ein Konzept. Ich nehme an, dass es nicht einfach ist, alle diese Ideen unter einen Hut zu bringen, damit der Film ein spannender wird. Wie gehen Sie an eine solche Arbeit, was für Überlegungen machen Sie sich?

Wichtig ist: Ich gehe als neutraler Beobachter an die Aufgabe heran. Ich werte nicht, ich schaue hin, ich beobachte und vor allem gehe ich analytisch vor. Ich überlege mir, was ändert sich mit diesem Bauprojekt in Teufen und welchen Einfluss hat es auf die Menschen, die im Dorf leben. Aufgrund dessen müssen als erstes Aufnahmen vom Dorf gemacht werden, so wie es sich heute präsentiert. Dazu werde ich Drohnen einsetzen, die von Ost nach West und von West nach Ost das Dorfbild von heute filmisch festhalten. Und dann sind eben die Geschichten der Menschen, die einen wesentlichen Teil beitragen.

Der Film soll zwischen 35 bis 45 Minuten lang sein. Wo liegen die Schwierigkeiten einen solchen Film zu produzieren, ohne dass nicht bald einmal Langeweile aufkommt?

Langweilig darf der Film auf keinen Fall sein. Auch solche Filme müssen einen Unterhaltungswert haben. Das erreiche ich damit, dass ich eben Menschen zu Wort kommen lasse. Wenn diese dann auch noch spannende Geschichten erzählen, umso besser.

Das Konzept sieht vor, dass während der Bauphase Kameras eingesetzt werden, deren Bilder live im Web angesehen werden können, also so genannte Live- Webcams. Warum?

Vorgesehen sind sogar zwei Kameras, die solche Bilder frei Haus liefern. Mit diesen speziellen Kameras können gewünschte Zeitgeschehnisse in einen Zeitrafferfilm umgesetzt werden. Damit haben alle die Möglichkeit, von zuhause aus den Baufortschritt mitzuverfolgen (www.zukunft-teufen.ch). Allerdings dienen diese Kameras nicht nur als Webcams. Ich werde daraus auch Bilder für den Film verwenden können. Qualitativ ist das heute ohne weiteres möglich.

Ihren Aussagen zufolge soll es ein Film für Teufnerinnen und Teufner werden?

Hauptsächlich ja. Es soll ihnen während der Bauphase die äusserlichen Veränderungen sichtbar gemacht werden. Ich kann mir aber vorstellen, dass es auch Leute aus der näheren und weiteren Umgebung gibt, die sich dafür interessieren. Auch soll die Baudokumentation für das Archiv und die Gemeindebibliothek bestimmt sein. Es gibt sicher auch noch in einhundert Jahren Menschen, die sich das anschauen wollen.

*Richard Fischbacher begleitet die Kommunikation der Arbeitsgruppe Gestaltung Dorfzentrum.

Thomas Karrer (1963)

lebt in Trogen. Seit 1994 arbeitet er selbständig als Dokumentarfilmer und hat zahlreiche Filme für Institutionen, Schulen, Unternehmen, Gemeinden und Kantone realisiert. Nebenbei unterrichtet er im Fach Fotografie und Video für die Talentschule für Gestaltung in St. Gallen und bei einer Projektwoche beim Vorkurs an der GBS in St. Gallen. Seit 2011 besteht eine regelmässige Zusammenarbeit mit der Universität St. Gallen. Dort realisiert er Interviews und Portraits zu aktuellen Themen fürs Internet. RF

 

 

 

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