IG kritisiert Korridorstudie

11.10.2021 | Timo Züst
Zug
Die IG Tüüfner Engpass will weiter für eine Tunnel-Abstimmung kämpfen. Foto: Archiv Vor knapp zwei Wochen präsentierte das Bundesamt für Verkehr (BAV) die Ergebnisse der Korridorstudie zum Netz der Appenzeller Bahnen (AB). Das Resultat: In Teufen braucht es eine Doppelspur. Ein Tunnel wäre zu teuer, zu kompliziert, zu unflexibel. Inzwischen hat die IG Tüüfner Engpass die Studie gesichtet und kommt zum Schluss: Sie ist tendenziös und wurde nicht ergebnisoffen erarbeitet. Die IG hält deshalb an ihrer Tunnel-Initiative fest. Hier finden Sie die entsprechende Medienmitteilung. Vor einem halben Jahr war es so weit: Die IG Tüüfner Engpass überreichte der Gemeindekanzlei ihre zweite Initiative. Natürlich geht es dabei um die Ortsdurchfahrt. Während die erste, sie ist derzeit beim Bundesgericht hängig, eine Abstimmung über die Doppelspur fordert, will die zweite einen Urnengang für einen Tunnel-Kredit. Unterschriften hat die IG in beiden Fällen mehr als genug gesammelt. Bei der ersten waren es 799 beglaubigte, die zweite wurde mit über 860 eingereicht. Doch trotz der Monate, die seit der Übergabe vergangen sind, hat sich der Gemeinderat bisher noch nicht mit der Tunnel-Initiative auseinandergesetzt. Der Grund: Initianten und Gemeinde waren sich einig, dass man erst die vom BAV angekündigte Korridorstudie zur Linie Appenzell – St. Gallen – Trogen der AB abwarten will. Sie sollte Klarheit über die nötigen Infrastruktur-Massnahmen bringen. Alle Parteien legten viel Hoffnung in diese Untersuchung – auch die IG Tüüfner Engpass. Sprecher Felix Gmünder sagt heute: «Wenn ich das Protokoll unseres Austauschs mit dem BAV Anfang Jahr lese, stelle ich fest, dass man sich nicht an die gemachten Versprechungen gehalten hat. Das gilt für die angekündigte Besprechung der Studienresultate vor dem definitiven Entscheid bzw. der Publikation und für die ergebnisoffene Analyse. Die vorliegende Untersuchung beurteilen wir als tendenziös.» Deshalb will die IG an ihrer Initiative für die Objektkredit-Abstimmung für einen Tunnel festhalten und die Doppelspur bekämpfen – bis vor Bundesgericht. Kritik an Randbedingungen Es ist keine leichte Lektüre. Die Korridorstudie umfasst 134 Seiten technischer Analysen und Fahrplan-Grafiken. Insgesamt werden darin 26 Fahrplan- bzw. Infrastrukturkonzepte geprüft. Gewinnerin ist die Teufner Doppelspur in Verbindung mit diversen kleineren Anpassungen – mehr dazu lesen Sie hier. Um die Kritik der IG Tüüfner Engpass nachvollziehen zu können, reicht allerdings ein Blick auf Seite 3. Hier sind die wichtigsten Grundsätze bzw. die Randbedingungen für die Studie aufgelistet. Und an ihnen stört sich die IG. «Innerhalb dieser Vorgaben kann die Untersuchung kaum zu einem anderen Schluss kommen», so Felix Gmünder. Das Problem der IG: Alle 13 Tunnel-Varianten scheitern an einem der als Randbedingung formulierten K.O.-Kriterien. Häufigstes Problem dabei ist eine zu lange Standzeit in St. Gallen. Die Option für einen kurzen Halt ist ein zentrales Element der Durchmesserlinie. Wartet der Zug in St. Gallen zu lange, kann der angestrebte Viertelstundentakt nicht gefahren werden. «Wenn man die Durchmesserlinie als gegeben ansieht, stimmt das schon. Wir sind aber der Meinung, das ist der falsche Ansatz. Man sollte die beiden Achsen – Appenzell bis St. Gallen und Trogen bis St. Gallen – unabhängig voneinander betrachten. Innerhalb der Stadt gibt es sowieso ein ausreichendes Bus-Angebot», sagt Felix Gmünder. Dann, so glaubt die IG, könnten die Anschlüsse auch mit einem einspurigen Tunnel und ohne anschliessende Doppelspur zwischen Stofel und Sternen garantiert werden. Ausserdem müssten keine Haltestellen aufgehoben werden. «Wenn es dafür einen Zug mehr braucht, dann ist das halt so. Klar, das kostet. Aber ist das so viel höher zu gewichten als die Verkehrssicherheit in Teufen?» Apropos Kosten: Auch die deutlich grössere Investitionssumme (Doppelspur: 45,4 Mio. / Schätzung Tunnel: 79,3 Mio. Franken) und die komplexe Planung inkl. des Abbruchs bestehender Häuser für den Tunnel sind für die IG Tüüfner Engpass keine Totschlag-Argumente: «Wir glauben nach wie vor, dass die Teufner Bevölkerung hier mitreden sollte. Deshalb braucht es eine Abstimmung. Dann wissen wir, ob das Dorf bereit ist, die Mehrkosten zu übernehmen.» Dialog noch möglich Wie geht es nun weiter? Da die IG Tüüfner Engpass an ihrer zweiten Initiative festhält, wird der Gemeinderat sich in seiner Sondersitzung am 19. Oktober damit beschäftigen. Gemeindepräsident Reto Altherr sagt: «Inzwischen haben alle Ratsmitglieder die Studie erhalten. Am 19. Oktober werden wir sie diskutieren. Das gilt natürlich auch für die Initiative der IG.» Aufgrund der Ergebnisse der nun vorliegenden Korridorstudie ist wohl aber davon auszugehen, dass auch diese Initiative für ungültig erklärt wird. «Wäre das der Fall, würden wir den Entscheid wie bei der ersten Initiative weiterziehen. Notfalls bis vor Bundesgericht», erklärt Felix Gmünder. Parallel dazu will sich die IG im Rahmen des Auflageverfahren für das Doppelspurprojekt mit Einsprachen zur Wehr setzen. Die Appenzeller Bahnen haben vor zwei Wochen angekündigt das Plangenehmigungsverfahren im kommenden Frühjahr zu starten – unabhängig von den juristischen Anstrengungen der IG. Davon lassen sich Felix Gmünder und seine Vorstandkollegen nicht beeindrucken: «Es wäre nicht das erste Mal, dass ein vom BAV bewilligtes Projekt wegen mangelnder Verkehrssicherheit vom Bundesverwaltungsgericht gekippt würde. Wir werden sehen, was die Justiz schliesslich entscheidet.» Trotz dieser bestimmten Haltung will sich die IG einem allfälligen Dialog aber nicht verschliessen: «Falls BAV, Kanton und AB sich bereiterklären, auch anderen Varianten – sprich einem Tunnel – eine echte Chance zu geben und die Grundbedingungen aufzulockern, wären wir sehr gerne Teil dieser Diskussion.»  tiz

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