Mehr Respekt vor dem Brauchtum

26.12.2018 | Timo Züst
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Auf dem Dorfplatz herrscht an Silvester – wie hier 2017 – jeweils ein dichtes Gedränge. Bild: Archiv Timo Züst Der Silvester in Teufen ist ein beliebter Anlass – nicht nur bei den Teufnerinnen und Teufnern. Bei dem grossen Andrang auf dem Dorfplatz geht aber eines oft vergessen: der nötige Respekt. Die Besucher sollen deshalb mit Plakaten zu mehr Rücksicht aufgerufen werden. Es ist eine Premiere. Zum ersten Mal haben sich die Teufner Chläuse mit der Gemeinde an einen Tisch gesetzt und den Silvester im Dorf zum Gesprächsthema gemacht. Die daraus entstandene «Schuppel-Vertretung» besteht aus jeweils einem Mitglied aller fünf Erwachsenen- Schuppel. Und auch die Gemeinde ist dabei – mit drei Mitgliedern der Kommission Betriebe und Sicherheit. Gemeinsam wollen die Beteiligten an Lösungen für ein Ziel arbeiten: Der Silvester in Teufen soll für die Schuppel wieder angenehmer werden. Zu aufdringlich glich Die Ausrüstung eines Silvesterchlaus wiegt inklusive Haube an die 30 Kilogramm. An Silvester sind die Chläuse damit bis zu 20 Stunden unterwegs. Der Beginn ist ruhig: In aller Frühe und im Dunkel der Winternacht wird gefrühstückt. Danach geht es auf den «Strech», die Route. Dieser führt am Vormittag in Richtung Dorfmitte. Spätestens auf dem Dorfplatz ist es mit der Ruhe aber vorbei. Dass sich hier das Dorf versammelt, um zuzuhören und sich «e guets Neus» zu wünschen, ist Tradition. An die grosse Menschenmenge sind sich deshalb auch die Chläuse gewohnt. «In den letzten Jahren hat sich aber einiges verändert. Die Leute kommen viel näher, machen die ganze Zeit Fotos und Filme, sind laut und berühren uns sogar. Oft hören sie gar nicht zu, weil sie so auf ihr Handy fixiert sind», sagt Markus Wild vom Anker- Schuppel. Er sitzt im Sitzungszimmer des Teufner Bauamtes. An seiner Seite ist Lukas Koller vom Goldibach-Schuppel, gegenüber hat Dani Preisig vom Mulden-Schuppel Platz genommen. Sie wollen der Tüüfner Post die Anliegen und Massnahmen aus den vorangegangenen Gesprächen erläutern. Auch die Gemeinde ist vertreten. Gemeinderätin Katja Diethelm-Bruhin, Leiterin Ressort Betriebe und Sicherheit: «Wir wollen helfen, den Fokus bei diesem Anlass wieder etwas mehr aufs Brauchtum zu lenken.»
Mit diesem Plakat wollen die Gemeinde und die Teufner Schuppel die Besucherinnen und Besucher zu mehr Respekt aufrufen. Bild: zVg. Kein Mahnfinger Den Mahnfinger zeigen oder jammern wollen weder die Schuppel noch die Gemeinde. Aber die veränderte Dynamik, das deutlich aufdringlichere Verhalten von Teilen der Festgemeinde an Silvester könne auch nicht weiter ignoriert werden. «Für uns ist es sowieso nicht einfach, die anderen zu hören oder zu sehen. Werden wir dann noch für Selfies belagert, wird es unangenehm», sagt Dani Preisig. Fotos seien natürlich okay, sogar erwünscht – nur der nötige Abstand müsse gegeben sein. «Eigentlich geht es doch auch nicht um das Anfassen oder Fotografieren, sondern ums Zuhören», ergänzt Katja Diethelm-Bruhin. Doch was tun, um die Situation zu verbessern? Für Schuppel und Gemeinde war klar: Die Natur des Anlasses soll nicht verändert werden. Auch in Zukunft werden sich die Schuppel frei durch die Menschenmenge bewegen. Bühnen gibt es keine. «So soll es auch sein. Wir wollen spontan sein können», so Markus Wild. Die Lösung: Eine Achtsamkeits- Kampagne. Plakate rund um den Dorfplatz Der Hingucker des Plakats ist ein Foto des Mulden-Schuppels (siehe Bild). Die Chläuse sind unterwegs durchs Dorf. Darunter drei simple Hinweise: Rücksicht, Abstand, Ruhe. Solche Plakate werden im Vorfeld des Teufner Silvester rund um den Dorfplatz aufgestellt. «Wir hoffen, dass wir die Leute damit etwas sensibilisieren können», sagt Katja Diethelm- Bruhin. Eigentlich seien diese drei Regeln ja selbstverständlich, aber: «Der Respekt ging in letzter Zeit wirklich etwas verloren. Gefährlich werde es, wenn kleine Kinder am Ende eines Zäuerli zu nahe an einem Chlaus stehen. Denn allzu viel sehen die Chläuse hinter ihrer Larve (Maske) nicht. «Wenn dann der Schuppel plötzlich in Bewegung kommt, kann es zu schmerzhaften Zusammenstössen kommen», erzählt Dani Preisig. Doch trotz Selfies, Anfassen und diskutierenden Zuschauern: Auch die Schuppel wollen das grosse Fest auf dem Dorfplatz nicht missen. Es sei natürlich «sehr schön», dass so viele Leute kommen. Sie hoffen nur auf eines: Ein sorgfältiges Miteinander und ein Besinnen auf das Brauchtum. «Wäre es nicht schön, wenn man uns auch in der vierten und fünften Reihe noch hören würde?»

Zug und Stände

Auch dieses Jahr werden die Appenzeller Bahnen (AB) den Betrieb an Silvester für rund zwei Stunden einstellen. «Dafür sind wir sehr dankbar», sagt Gemeinderätin Katja Diethelm-Bruhin. An der Zahl und Lage der Feststände verändert sich im Vergleich zum vergangenen Jahr ebenfalls nichts. Eine neue Vorschrift wird aber angewendet: Die Standbetreiber, die nicht vor dem eigenen Geschäft ausschenken, werden mit den klassischen Teufner-Marktständen ausgestattet. «Wir wollen keine zweite Chilbi mit Zelten, Verkaufswagen und Werbebannern», erklärt Diethelm-Bruhin. Die Gemeinde prüft deshalb auch jedes Gesuch – und will eine festgelegte Anzahl an Ständen nicht überschreiten, auch aus Platzgründen.      

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