Mit dem Tesla zur Fahrprüfung

15.10.2019 | Timo Züst
Stephan_Künzler (2)
Stephan Künzler mit seinem Tesla "Model 3". Fotos: tiz

Timo Züst

Seit eineinhalb Wochen ist in Teufen ein etwas anderer Tesla unterwegs. Ein L-Tesla. Stephan Künzler hat den ersten Fahrschul-Tesla der Ostschweiz in Betrieb genommen.

„Jetzt drückst du den Hebel zweimal nach unten. Genau so. Jetzt ist der Autopilot aktiviert. Cool, oder?“ Stephan Künzlers Begeisterung ist offensichtlich. Er sitzt in einem „Model 3“. Dem jüngsten Kind des Elektrowagen-Herstellers Tesla. Auf dem Beifahrersitz – seinem Arbeitsplatz. Er betreibt seit sieben Jahren in Teufen eine Fahrschule. Und seit eineinhalb Wochen gehört auch ein Tesla zu seinen Ausbildungsautos. Damit ist er ein Pionier in der Ostschweiz. „Der Einbau der Sicherheitspedale auf der Beifahrerseite war gar nicht so einfach“, erzählt er. Ausgeführt wurde er von einem spezialisierten Unternehmen in Kloten. Die Krux: Der grosse Akku des Elektro-Autos erstreckt sich fast über die komplette Innenraumfläche und befindet sich gleich unterhalb der Bodenverkleidung. Gebohrt werden durfte also nicht. „Sie haben es aber schliesslich hingekriegt“, sagt Künzler. Die Technik ist seine Welt. Ursprünglich hatte er Automechaniker gelernt und war anschliessend lange im Rennsport tätig. Die Entscheidung, Fahrlehrer zu werden, hing mit der intensiven Reisetätigkeit zusammen. „Der Rennsport ist sehr global. Ich war ständig unterwegs. Und irgendwann will man sesshaft werden.“ Aus diesem Gedanken entstand vor sieben Jahren die Fahrschule Künzler. Aber die Probefahrt mit dem neuen Tesla zeigt: Die Faszination für Technik hat sich der 44-Jährige bewahrt.

Automaten-Billette

„Sogar das Handschuhfach lässt sich über den Touchscreen öffnen. Das ist Tesla“, sagt Künzler lachend. Während der ersten Fahrten mit dem „Model 3“ sei er aus dem Staunen nicht mehr herausgekommen. „Was die Software alles leistet – insbesondere bei der Überwachung der Umgebung – ist bemerkenswert.“ Trotz der Begeisterung – die Beschaffung des Tesla war kein spontaner Bauchentscheid. Der Ursprung liegt in der Abschaffung des sogenannten „Code 78“ per 1. Februar 2019. Dieser Code war ein Zusatz im Führerschein. Wurde dieser in einem Ausweis vermerkt, durfte der Halter nur Fahrzeuge mit Automatikgetriebe führen. Anders gesagt: Wer die Fahrprüfung auf einem Automaten gemacht hatte, durfte keine handgeschalteten Autos fahren. „Als das kam, wusste ich: Ich brauche einen Automaten.» Als Sofortmassnahme besorgte er sich einen Audi A3, Automat. Aber das war nur eine Zwischenlösung. „Ich begann, mich mit Elektroautos auseinanderzusetzen. Und zwar intensiv.“ Anfangs war er misstrauisch. Aus gutem Grund. Im Raum St. Gallen gibt es über 600 Fahrlehrer. Keiner davon war mit einem Tesla unterwegs. Die offensichtliche Vermutung: Da ist etwas faul. „Ich sprach dann mit einigen aus Zürich, die bereits einen Tesla einsetzten, sichtete die Leistungsdaten und verglich alle Modelle auf dem Markt.“ Sein Fazit: Der Tesla ist die optimale Lösung. Er punktet bei den Themen Reichweite, Software, Bedienerfreundlichkeit, Akkumanagement, ist mit Allrad verfügbar etc. Kurzum: „Für mich ist es mit Abstand das beste Elektroauto auf dem Markt.“ Und seiner Einschätzung nach besonders für Fahrlehrer geeignet. Nicht nur wegen der wegfallenden Spritkosten. „Nach fünf Stunden Fahrschule im Tesla fühlt sich mein Kopf viel freier an als nach derselben Zeit mit einem normalen Auto. Wegen der Ruhe.“ Und finanziell? Da liegt der Tesla mit durchschnittlicher Ausstattung nicht weit über dem Preis für den neuen Golf R – nach wie vor eines der beliebtesten Fahrschul-Autos.

Highlight für die Prüfer

Der Tesla verfügt aber nicht nur über diverse Gadgets wie Spiele, Steuerung per Smartphone, Gratis-Updates, acht Kameras und Fahrhilfen. Er hat auch einen sehr starken Antrieb. Bei voller Leistung bringt das Modell von Stephan Künzler rund 460 PS auf die Strasse. „Je grösser die Batterie, desto grösser die Leistung. Das ist einfach so.“ Diese Leistung ist auch spürbar. Wer das Gaspedal eines Tesla einmal bis zum Boden durchgedrückt hat, weiss das. Aber ist ein Auto, das in weit unter vier Sekunden auf 100 Km/h beschleunigt, überhaupt für die Fahrschule geeignet? „Ja. Ich kann die Leistung per Knopfdruck halbieren. Dann verhält sich das Auto in etwa wie ein Golf R“, so Künzler. Und nicht nur die Leistung kann individuell justiert werden. Jeder Schüler hat ein eigenes Fahrer-Profil. Darin sind beispielsweise Sitzstellung und Spiegeleinstellungen gespeichert. Doch trotz der vielen Technik: Auch bei Stephan Künzler wird das Autofahren klassisch geübt. „Ich hatte bisher noch keinen Schüler, der nicht mit einem handgeschalteten Auto begonnen hat.“ An die Prüfung gehen sie seit eineinhalb Wochen aber immer häufiger mit dem Tesla. Mittlerweile haben schon einige damit den Führerschein gemacht. „Das ist auch ein Highlight für die Prüfer. Viele davon sitzen zum ersten Mal in einem Tesla“

Und der Umweltgedanke? Auch er spielt für Stephan Künzler eine Rolle. Aber er bleibt pragmatisch: „Elektroautos sind nicht die ultimative Lösung. Aber einerseits kann ich den Jungen so zeigen, was es für Optionen gibt. Und andererseits reduziere ich auf meinen rund 400 Fahrkilometern pro Tag einiges an Emissionen. Stellen Sie sich vor, alle Fahrlehrer wären mit Elektroautos unterwegs.“

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