Mit Helm und Überzeugung

25.07.2022 | Timo Züst
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Sebastian Lanker, Andreas Baumann und Andreas Künzli (v.l.n.r.) haben «Pro Velo Teufen» gegründet und wollen sich für eine bessere Velo-Infrastruktur einsetzen. Foto: tiz Seit Mitte Juni gibt es in Teufen eine neue Interessengruppe im Bereich Verkehr. Ihr Fokus ist aber nicht die Ortsdurchfahrt – sie konzentrieren sich aufs Velo. Andreas Baumann, Sebastian Lanker und Andreas Künzli haben «Pro Velo Teufen» gegründet. Als Ortsgruppe des übergeordneten Vereins wollen sie sich für eine bessere Fahrrad-Infrastruktur in und um Teufen einsetzen. Natürlich sind die drei mit dem Velo gekommen. Für den Fototermin beim Dorfplatz repräsentieren sie die Vielfalt des Teufner Veloverkehrs: Ein schnelles E-Bike für Pendler, ein Fahrrad mit Kinderanhänger für Familien und eins mit Satteltaschen und Korb für den Einkauf. «Jetzt fehlt bloss noch die sportliche Variante», sagt Sebastian Lanker. In seiner Freizeit ist er häufig mit dem Rennvelo oder dem Mountainbike unterwegs. Aber der Förster sieht das Fahrrad nicht nur als Sportgerät: «Das Velo ist heute schon ein wichtiger Teil unserer Mobilität und wird in Zukunft sicher noch beliebter.» Diese Haltung teilen die anderen zwei Helmträger: Andreas Künzli und Andreas Baumann. Auch sie sind oft auf zwei Rädern unterwegs. Künzli ist Sekundarlehrer im «Hörli» und fährt meist mit dem Velo zur Arbeit. Andreas Baumanns Arbeitgeber – «Bühler» in Uzwil – ist etwas zu weit fürs tägliche Fahrrad-Pendeln, aber: «Im Dorf bin ich fast nur mit dem Velo unterwegs.» Noch etwas haben die drei gemeinsam: Sie sind Väter von je zwei Kindern im Alter von 4 bis 9 Jahren. «Sie werden alle noch jahrelang mit dem Fahrrad unterwegs sein. Schon das ist Motivation genug, sich für eine attraktive und sichere Veloinfrastruktur einzusetzen », sagt Andreas Künzli. Diese Motivation hat nun erste Früchte getragen. Mitte Juni gründeten sie «Pro Velo Teufen» – eine Lokalgruppe des Dachvereins Pro Velo St. Gallen Appenzell. Noch kein Favorit Die Organisation «Pro Velo Teufen» existiert erst seit wenigen Wochen. Ihr Ursprung liegt aber schon bald ein Jahr zurück. «Anstoss war eine Diskussion über den Schulweg der Kinder, die Andi und ich nach dem gemeinsamen Unihockeytraining hatten», erzählt Andreas Baumann. Dort wurde besprochen, dass es in Teufen keine durchgängigen Velowege gibt, was immer wieder zu gefährlichen Situationen sowie zu Konflikten mit anderen Verkehrsteilnehmern führt. «Über den Elternrat konnten wir auch Sebastian für das Thema gewinnen», erzählt Andreas Künzli. Im Anschluss tauschten sich die drei weiter aus und beschlossen, aktiv zu werden. «Unsere erste Handlung war ein Brief an den Gemeinderat. Der Fokus lag damals auf dem Doppelspur-Projekt», sagt Andreas Baumann. Er trat in diesem Zusammenhang im Vorfeld der Abstimmung über die Tunnel-Initiative bereits öffentlich auf. «Mir schien es wichtig, dass jemand die Stimme der Velofahrer ergreift und die Mängel des bestehenden Projekts aufzeigt.» Vereinfacht gesagt ging es ihm dabei um die fehlende Infrastruktur bzw. nicht durchgängigen Velostreifen und die Gefahr der Rillenschienen. Er und seine Pro-Velo-Kollegen sind froh um das klare «Ja» vom 15. Mai. Und über die rasch folgende Abstimmung über den Projektierungskredit, die voraussichtlich Ende September stattfinden wird. Denn: «Je rascher der Kredit bewilligt ist, desto schneller haben wir ein vergleichbares Projekt», so Sebastian Lanker. Damit tönt er die generelle Haltung von «Pro Velo Teufen » bezüglich der Ortsdurchfahrts-Frage an: Heute ist kaum zu beurteilen, ob eine Doppelspur oder ein Tunnel aus der Fahrrad-Optik besser wäre. Dafür bräuchte es zwei Projekte auf gleichem Ausarbeitungsstand. «Erst dann ist eine Beurteilung wirklich möglich. Und deshalb freuen wir uns darüber, dass eine Tunnel-Variante ausgearbeitet wird. Natürlich wären wir auch bereit, in einer späteren Planungsphase die Velo-Sicht einzubringen», so Andreas Baumann. Aber auch wenn das vielbefahrene, enge Dorfzentrum weit oben auf der Liste von «Pro Velo Teufen» steht – es gibt noch andere heikle Stellen. Trottoir oder Velostreifen? «Das grösste Problem ist wohl, dass oft nicht klar ist, wie man sich als Fahrradfahrer zu verhalten hat.» Andreas Künzli fasst damit die grösste Herausforderung der Teufner Velo- Infrastruktur zusammen: eine einheitliche Regelung zu schaffen. «Ein Beispiel ist die Strecke von Niederteufen hoch nach Teufen. Fahren Sie da auf dem Trottoir oder der Strasse? », fragt Sebastian Lanker. Eigentlich gilt: Kinder bis 12 Jahre dürfen hier teilweise auf dem Trottoir unterwegs sein – wer älter ist, fährt auf der Strasse. «Ähnlich unklar ist es bei der Steinerstrasse. Und die Verbindung runter in die Stadt ist sowieso kritisch», ergänzt Andreas Baumann. Klar ist: Für Velofahrer wäre eine separate Spur am sichersten. Das ist zwar aufgrund der vorhandenen Platzreserven nicht überall möglich, aber: «Man sollte als Velofahrer wenigstens immer wissen, wo man zu fahren hat», so Sebastian Lanker. Und natürlich hat «Pro Velo Teufen» auch längerfristige Ziele. «Vielleicht wäre eine ‹Vision› das passendere Wort: Wir wollen eine attraktive und sichere Velo-Infrastruktur im und ums Dorf. Das Fahrrad ist ein entscheidender Teil der zukünftigen und nachhaltigen Mobilität – deshalb muss ihm der nötige Platz eingeräumt werden.»  tiz Hinweis: Sie sind auch mit dem Velo unterwegs und möchten Velothemen bei «Pro Velo Teufen» einbringen? Melden Sie sich unter teufen@provelo.info

Nachgefragt bei «Pro Velo St. Gallen Appenzell»

Jaap van Dam ist Präsident des Vereins «Pro Velo St. Gallen Appenzell» und kennt die Verkehrssituation im Rotbachtal. Foto: zVg Die neue Lokalgruppe «Pro Velo Teufen» ist Teil einer schweizweiten  Fahrrad-Organisation: Zuoberst steht  der Dachverband «Pro Velo Schweiz»,  dann folgen die Regionalgruppen  bzw. -vereine wie «Pro Velo St. Gallen  Appenzell». Deren Präsident Jaap van Dam beantwortet die Fragen der TP – auch er kennt die Verkehrs-Situation in  Teufen. Ganz kurz: Was ist «Pro Velo Schweiz» und welche Ziele verfolgen der Verband? In Stichworten: Interessensvertretung der Radfahrenden in Politik und Gesellschaft – aber auch: Förderung, Vernetzung, usw. Was für finanzielle, politische oder juristische Mittel (finanziell, politisch, juristisch) stehen  dazu zur Verfügung? Alle drei genannten Bereiche. Konkret:  Mitgliederbeiträge, viel Freizeit, Engagement in Kommissionen, politischen Ämtern und Begleitgruppen usw. Dazu kommen Eingaben bei öffentlichen Mitwirkungsverfahren. Und, wenn es sein muss: auch juristische Verfahren. Was für Erfolge hat «Pro Velo» bereits erzielt? Die Verankerung der Veloförderung in der Verfassung (2018) und die darauffolgende Umsetzung in ein Veloweggesetz auf Bundesebene (2022). Aber auch die fachliche Mitsprache bei Infrastrukturprojekten auf kantonaler und überkantonaler Ebene – mittels Agglomerationsprogrammen. In Teufen betrifft das beispielsweise das Projekt Ortsdurchfahrt, den Ausbau der Kantonsstrasse in Richtung Gmünden oder die Strecke Lustmühle-Riethüsli. Sie sind Präsident von «Pro Velo St. Gallen Appenzell» und vertreten insbesondere die Region  Appenzell. Wo wohnen Sie? Und warum braucht es solche regionalen Abteilungen? Ich bin seit 1995 wohnhaft in Gais, vorher von 1992 bis 1995 in Niederteufen. Gerade im Appenzellerland braucht es eine solche Abteilung, da die Veloinfrastruktur hier lange Zeit sträflich vernachlässigt worden ist.  Nicht zuletzt auch, weil Baudirektoren lange gepredigt hatten, dass das Appenzellerland fürs Velofahren ungeeignet sei. Dies hat sich durch die technischen Entwicklungen natürlich komplett geändert. Seit Kurzem existiert nun auch «Pro Velo Teufen  ». Sind solche «hyper-lokalen» Ableger nützlich? Absolut! Die Fragen, die sich auf kommunaler Ebene stellen, können eigentlich nur auf lokaler Ebene beantwortet werden. Als Pro Velo St Gallen Appenzell fehlen uns die Informationen und Kapazitäten, uns damit auseinanderzusetzen. Inwiefern können Sie die Lokalgruppe als übergeordneter Verein unterstützen? Knowhow-Transfer bzw. Erfahrungs-Austausch ist das A und O. Ausserdem kann man sich so gegenseitig motivieren. Dies ist nicht unwichtig, wenn das Umfeld mehrheitlich kritisch eingestellt ist, eine wachsende Gruppe von Strassenbenützern neben sich zu dulden. Ohne zu fest ins Detail zu gehen: Wie schätzen Sie die Velo-Infrastruktur in Teufen heute ein? Sowohl bei den Gemeindestrassen wie auch bei den Kantonsstrassen finden sich viele Schwachstellen bei den Verkehrsknoten. Eine Zukunftsfrage: Im europäischen Ausland wird derzeit stark in die Velo-Infrastruktur investiert.  Hinkt die Schweiz da hinterher? Die touristischen Langstrecken auf Bundesebene und die Massnahmenpakete der zehn Grossstädte können gut mithalten. Ausserhalb der Ballungszentren ist noch sehr viel zu tun. tiz 

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