«Technisch ist Unglaubliches machbar»

15.03.2022 | Timo Züst
jakob_brunnschweiler
Jakob Brunnschweiler auf Besuch im «TP-Kafi» im Zeughaus. Foto: tiz Am 23. März wäre Hans Ulrich Grubenmann 313 Jahre alt geworden. Deshalb hält der Gönnerverein «Freunde des Grubenmann-Museums und des Zeughauses Teufen» dann seine HV ab. Teil davon ist ein öffentlicher Vortrag von Architekt Andy Senn – mehr dazu hier. Auch Personelles steht an: Präsident Jakob Brunnschweiler (8 Jahre Präsident Stiftung Grubenmann-Sammlung / 3 Jahre Präsident Gönnerverein) gibt sein Amt ab. Die TP hat ihn zum Kaffee getroffen. Herr Brunnschweiler, was fasziniert Sie an Grubenmann? Einerseits die Ingenieurleistung. Denken Sie nur an die schönen Brücken und Kirchen mit ihren gewaltigen Spannweiten. Und das alles vor Computern und Berechnungsmodellen. Schade ist bloss, dass so viele der Bauwerke, vor allem Brücken, nicht überlebt haben. Dazu kommt, dass die Grubenmanns nicht nur hervorragende Zimmermannen, sondern auch Unternehmer bzw. Baumeister waren. Andererseits begeistert mich aber auch die Harmonie der Bauwerke. Sie zeigen, dass, was für das Auge stimmt, meist auch statisch funktioniert. Was gefällt Ihnen besonders an den Bauwerken? Vieles. Aber insbesondere die Symmetrie. Fenster und Türen sind meist sehr symmetrisch platziert bzw. ausgerichtet. Heute baut man ganz anders. Das hat zwar auch seinen Reiz, aber die offensichtliche Harmonie bei Grubenmann spricht mich an. Sie sagten es bereits: Vor 300 Jahren musste «von Hand» berechnet und mit physischen Modellen gearbeitet werden. Trotzdem entstanden faszinierende Holzbauten. Ist die Entwicklung in diesem Bereich stehen geblieben? Es ist sicher so, dass das Aufkommen des Betons einen grossen Einfluss auf die Bautätigkeit hatte. Mit diesem Baustoff sind deutlich grössere Spannweiten möglich – insbesondere bei Bauwerken, die grosse Lasten tragen müssen. Brücken beispielsweise. Auch Wolkenkratzer wären ohne Stahl und Beton gar nicht möglich. Bei Holz ist da irgendwann einfach Schluss. Auch die Brandschutzvorschriften haben den Holzbau teilweise ausgebremst. Inzwischen kommt dieser traditionelle Baustoff aber wieder vermehrt zum Einsatz – inklusiver innovativer Konzepte. Ein Beispiel dafür wäre das neue Sekundarschulhaus hier in Teufen. An Innovation mangelt es also nicht? Ach woher. Im vergangenen Jahrhundert und den jüngsten Jahrzehnten haben wir in so vielen Bereichen gewaltige Fortschritte gemacht: fliessendes und heisses Wasser, Heiztechnik, Strom bzw. Elektronik und natürlich die Digitalisierung. Wir leben heute viel komfortabler als die Generationen vor uns – und auch technisch ist heute Unglaubliches machbar. Sind die Menschen also noch gleich leistungsfähig wie zu Grubenmann-Zeiten? Solche Berechnungen könnte heute kaum noch jemand ohne Computer anstellen … An den Fähigkeiten mangelt es wohl nicht. Es ist schliesslich auch sinnvoll, auf die vorhandenen Hilfsmittel zurückzugreifen. Klar ist aber auch: Die Digitalisierung hat nicht nur Vorteile. Sie tut unserer Aufmerksamkeitsspanne beispielsweise sicher nicht besonders gut. Und was ist mit der Qualität der Bauten? Hat man früher besser gebaut? Das kommt auf das Objekt an. Auch früher hat man viele Gebäude – zum Beispiel Bauernhäuser – von minderer Qualität bzw. als reine Zweckbauten geplant. Aber gleichzeitig legte man sehr viel Wert auf eine stabile Bauweise der «wichtigeren» Bauten wie Kirchen, Brücken oder Herrenhäuser. Aus bauphysischer Sicht haben diese alten Gebäude auch noch einige Vorteile: Viele von ihnen haben Kaltdächer und nur beschränkt Heizungen. Das heisst, sie mussten damals keine Heizleitungen verlegen und es kam kaum zu Dampfdiffusion etc. Das trug auch zum Erhalt der Bauten bei. Wie hoch gewichten Sie den Erhalt alter Bauten? Nun, ich wohne ja selbst in einem alten Haus (lacht). Natürlich bin ich der Meinung, man sollte historisch wertvolle Gebäude wann immer möglich erhalten. Aber das muss man von Fall zu Fall anschauen. Denn die Ansprüche der Bewohnenden sind heute anders – Stichworte Wärme, Trittschall, Energie etc. Ein altes Gebäude auf diese Standards zu heben, ist nicht einfach. Ausserdem liegt der Fokus heute sowieso generell auf der inneren Verdichtung. Noch einmal zurück zu Grubenmann: Haben Sie eigentlich ein Lieblingsgebäude? Nicht wirklich. Ich habe sie alle gleich lieb. Aber die Kirche hier in Teufen sehe ich natürlich schon sehr gerne – sie hat eine schöne Spannweite und eine herrliche Spitze.  tiz   Hinweis: Jakob Brunnschweiler tritt auf die HV am 23. März als Präsident zurück – verbleibt aber als Mitglied im Gönnerverein. Für seine Nachfolge stellt sich Johannes Schläpfer zu Wahl.

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