Teufner Musiker begibt sich aufs Glatteis

02.05.2017 | TPoscht online
stefan baumann klangwald komp
Der Klangwald im Eingangsbereich des Sportzentrums. Bilder: Daniel Ammann

Hanspeter Spörri

Die Installation des Teufner Cellisten, Komponisten, Improvisators und Audiodesigners Stefan Baumann verwandelt das Herisauer Sportzentrum vorübergehend in einen Kulturlandsgemeindeort.

Wer dieser Tage das Sportzentrum Herisau betritt, muss seinen Weg durch einen Wald finden – den Klangwald des in Teufen lebenden Musikers und Klangkünstlers Stefan Baumann. 384 Sperrholzstreifen, rund zwei Meter lang und zehn Zentimeter breit, mit Magneten an der Decke befestigt und je mit einem Lautsprecher bestückt. Sie bilden zusammen ein klingendes Instrument – das erste sichtbare Zeichen der diesjährigen Ausserrhoder Kulturlandsgemeinde, die am 6. und 7. Mai im Sportzentrum Herisau stattfinden wird.

Waldesrauschen

Baumanns Klangwald funktioniert während der Kulturlandsgemeinde als eine Art Schleuse. Nur durch sie findet man zu den Diskussionsplattformen, Workshops und den weiteren künstlerischen Installationen, zur bodenständig-visionären Gastronomie der Kulturlandsgemeinde.

Ihr Zweck: vom Nebensächlichen ablenken, auf Ungewohntes einstimmen. Das Waldesrauschen, das erklingt, ist eine Komposition Stefan Baumanns. In ihr spielt der Zufall eine wichtige, aber nicht die einzige Rolle – wie fast immer im menschlichen Tun. Und das passt zur Kulturlandsgemeinde, die in diesem Jahr unter dem Motto steht: «grösser, glücklicher, gerechter» – und sich also um Versuche dreht, das bloss Zufällige zu überwinden, den Zufall zu steuern.

Kunst auf dem Eis: Stefan Baumann wird an der Kulturlandsgemeinde auch mit seinem Cello i zu hören sein.

 

Stefan Baumann

Baumann selbst ist ein Wanderer zwischen musikalischen und anderen Welten. Studiert hat er klassisches Cello und Audiodesign. Er besitzt das Lehr- und das Konzertdiplom, unterrichtet auch an der Musikschule Appenzeller Mittelland und kennt sich zudem aus in der digitalen Aufzeichnung, Produktion und Verwandlung von Tönen. Als ich ihm im Sportzentrum gegenübersitze, erlebe ich einen Mann, der schneller denkt, als er sprechen kann und schneller spricht, als ich Notizen mache. Begeistert erzählt er von seiner Mitarbeit am multimedialen Theaterprojekt «Cyberfaust», das vor mehr als 20 Jahren im Zollfreilager St. Gallen über die Bühne ging. Für ihn sei diese Inszenierung des alten Stoffs vor dem Hintergrund der Verführungsmöglichkeiten des damals neuen Internets der Startschuss für alle weiteren künstlerischen Erkundungen gewesen, «der Ursprung meiner Vielseitigkeit». Ebenso bedeutsam für seinen Weg sei die Zusammenarbeit mit dem Toggenburger Jugendorchester «Il Mosaico» gewesen: John Cage, Bach, Konzertreisen. «Musik ist nicht nur Spitzensport», sagt Baumann – und ich denke: Nicht nur, aber auch. Deshalb ist das Sportzentrum für die Kulturlandsgemeinde ein optimaler Ort.

Baumann gehört zu jenen Kunstschaffenden, für die Arbeit mit Computern eine Selbstverständlichkeit ist. Die Programme würden immer komplexer: «Es braucht also nicht mehr nur Komponisten, sondern Interpreten – um die Zusammenhänge aufzuzeigen», sagt Baumann lachend.

Sein erster «Brotjob» war die Stelle als Tonmeister am Theater Basel, wo er in viereinhalb Jahren das Handwerk gelernt habe: Theater, Oper, Tanz, ein ehrgeiziger und fordernder Chef. «Aber längerfristig sah ich meinen Platz nicht hinter dem Mischpult, sondern auch auf der Bühne.» So komponiert und improvisiert er – oft zusammen mit Patrick Kessler, mit dem er aktuell als Duo «schön tief» unterwegs ist –, er spielt klassisches Cello, arbeitet für den Film, spielt Appenzeller Musik. Davon erzählt er mit der gleichen Begeisterung wie von seinen Europatourneen mit der Genfer Folk-Punk-Band «Dead Brothers», die bei ihren Fans Kultstatus geniesst.

Stefan Baumann wohnt mit seiner Familie im Pfarrhaus in Teufen, dort, wo einst Baumeister Hans-Ulrich Grubenmann zu Hause war – das passt: Auch der Klangwald und die weiteren Installationen, mit denen Baumann das Sportzentrum zum Kulturort macht, verlangen konstruktive Fähigkeiten, Improvisationstalent und Lust am Unkonventionellen, wie sie einst auch Grubenmann auszeichnete.

 

 

 

 

 

 

 

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