Bildbericht: Erich Gmünder
Sie dienen nicht nur dazu, die erworbenen Waren nach Hause zu tragen und werden dann oft weggeworfen, sie machen die Besitzer ganz gezielt auch zu Werbeträgern, und sie sind Zeugen einer Kultur: Tragetaschen aus Papier, Plastik oder Textilien. Nun bevölkern sie ein zwei Wochen lang das Zeughaus – und rufen Erinnerungen wach.
Das zeigte sich auch an der Vernissage am Sonntagnachmittag, die vor vollem Haus stattfand und eine gute Gelegenheit bot, sich „e guets Neus“ zu wünschen und die bunte Welt der Tragetaschen zu bestaunen, die einen Zeitraum von rund 30 Jahren dokumentieren.
Die älteren unter den Besucherinnen und Besuchern erinnerten sich an Zeiten, als es den praktischen Alltagsgegenstand noch nicht gab.
Alice Seif: „Zum Einkaufen nahmen wir von zuhause eine grosse Einkaufstasche oder einen Korb mit, oder in der Schule häkelten wir diesem Zweck praktische Einkaufsnetze. Lebensmittel wurden offen verkauft und im Geschäft in Papiertüten abgefüllt, die man ebenfalls von zuhause mitbrachte. In der Vorratskammer zuhause wurden dann Mehl, Zucker, Reis, Teigwaren etc. in der Vorratskammer oder im Keller in Gläser abgefüllt. Ein Ablaufdatum gab es damals noch nicht – ebenso wenig wie die heutige Wegwerfgesellschaft.“
Als die Tragetaschen aufkamen, wurden diese bald als ideale Fläche für die Werbung erkannt. Helga Schiess, deren Eltern ein Schuhgeschäft betrieben, fand Gefallen an den Designs – ein Wort, das damals allerdings noch nicht in aller Munde war – und begann die Säcke zu sammeln. „Beweggrund sind also die Farben, Texte gewesen, aber mich hat immer auch die Entwicklung im Geschäftsleben interessiert. Als Tochter aus einem Schuhgeschäft bin ich da irgendwie geprägt.“
Eines der Lieblingsstücke ihrer Sammlung ist jener von der Teufner Gewerbeausstellung 1989. Den einheimischen Geschäften hat die Teufnerin eine eigene Ecke gewidmet.
Da erinnern Tragetaschen an die guten alten Zeiten, als es das Café Spörri noch gab, oder Eisenwaren Walser, das Schuhhaus Schindler, das Fotogeschäft fotopeter, Gärtnereien, Reformhäuser und einige andere klingende Namen, von denen heute nur noch Tragetaschen existieren.
Seit bekannt sei, dass sie Säcke sammle, erhalte sie auch immer wieder schöne Exemplare aus aller Welt geschenkt, erzählte Helga Schiess.
Eine riesige Kartonbox lädt in einer Ecke dazu ein, Säcke abzugeben, damit die Sammlung weiter ausgebaut werden kann. „Eigentlich wollte ich ja nach der Ausstellung aufhören, doch das Echo auf die Ausstellung und die vielen neuen Fundstücke animieren mich, weiterzumachen.“
Am 13. Januar: Führung mit Helga Schiesss und Ueli Vogt
[post_teaser id=“70724″]
